Bildvokabeln repräsentieren nicht nur den Gegenstand, den sie darstellen. Eine Glühbirne steht beispielsweise für Licht, Strom oder auch Energie, wie wir bereits im ersten Artikel unserer Sketchnotes-Reihe erfahren haben. In Anlehnung an den Spruch „ein Licht aufgehen“ kann sie je nach Kontext eine Idee verkörpern. Und darüber hinaus auch mit Innovation assoziiert werden, denn im 19. Jahrhundert war die Glühbirne eine bahnbrechende Neuerung, welche die Welt nachhaltig veränderte. Einzelne oder kombinierte Symbole können also auch im metaphorischen Sinne verstanden und für abstrakte Begriffe verwendet werden.
Die vier Kategorien der Bildvokabeln
Sketchnote-Coach Tanja Wehr unterteilt ihr Bildvokabular in vier verschiedene Kategorien. Neben realen Objekten – die Glühbirne als Glühbirne – nutzt die Autorin auch Hilfsmittel wie Rahmen, Wolken, Formen oder Sprechblasen, um Elemente ihrer Sketchnotes voneinander zu trennen oder in den Fokus zu rücken. Menschen und Tiere bilden eine weitere Kategorie ab. Außerdem greift sie auf abstrakte Symbole zurück – die Glühbirne als Zeichen für Innovation oder Ideen. Dabei kommt es darauf an, möglichst allgemeingültige Symbole zu nutzen, die für eine Mehrheit der Menschen das Gleiche bedeuten.
1. Reale Objekte | 3. Abstrakte Symbole |
2. Hilfsmittel | 4. Menschen und Tieren |
So stellen Sie Ihr eigenes Bildvokabular zusammen
„Wenn einem die Frage kommt, wie visualisiere ich das, beginnt man schon gleich, das Bildvokabular abzurufen – ähnlich wie beim Sprachen lernen“, verrät Sketchnote-Profi Tanja Wehr . Deshalb sei es auch wichtig, sich ein gewisses Grundvokabular anzueignen und schließlich seine eigene Bildsprache zu finden. Und dafür müsse man sich auch nicht stundenlang den Kopf über die einzelnen Symbole zerbrechen, denn es gebe viele Möglichkeiten, sich inspirieren zu lassen. Ohne Übung geht dabei aber nichts: „Wenn man diese (immer wiederkehrenden) Elemente zeichnen übt, kann man sie später leichter abrufen.“
Must-haves oder das sollten Sie auf jeden Fall üben
1. Hilfsmittel
Ohne diese Symbole und Zeichen geht beim Sketchnoting nichts: unterstützende Hilfsmittel! Das können Linien, Rahmen, Formen und Pfeile, aber auch der Einsatz von Schatten und Farbe sein. Sie alle helfen dabei, die Sketchnote inhaltlich zu gliedern. Dadurch lassen sich einzelne Teile wunderbar hervorheben, voneinander trennen oder miteinander verbinden.
2. Menschen und Tiere
Als unterstützende Symbole können Tiere und Menschen Aussagen verstärken oder ergänzen. Sollen Einsparungen in einem Unternehmensbereich bildlich festgehalten werden, kann das Sparschwein weiterhelfen. Versteckte Risiken bei einem Projekt lassen sich ausgezeichnet mit dem sprichwörtlichen Wolfs im Schafspelz darstellen. Emotionen bringt man am einfachsten mit Gesichtern und Mimik aufs Papier und Zitate von berühmten Persönlichkeiten lassen sich mit einem skizzierten Porträt wunderbar unterstreichen.
Schrift darf nicht nur Teil der skizzierten Notizen sein, sie sollte es sogar. Wie wir schon in „Sketchnotes: Einfach auf den Punkt gebracht“ erwähnen, sind Sketchnotes eine Mischung aus Bild und Wort.
Welche Bildvokabeln brauche ich noch?
Mit Rahmen, Menschen und Tieren lässt sich zwar schon eine Menge skizzieren, aber Bilder aus den Kategorien „Reale Objekte“ und „Abstrakte Symbole“ dürfen nicht fehlen. Es ist aber vor allem am Anfang keineswegs notwendig, wahllos unzählige Symbole in den eigenen Bildwortschatz aufzunehmen. Man mache sich am besten einmal Gedanken darüber, welche Dinge einem oft über den Weg laufen und welche man für seine Sketchnotes gebrauchen könnte. Diese Aufgabe könne man ruhig aus zwei Perspektiven angehen, aus privater und beruflicher.
1. Reale Objekte
Wenn ein Koch beispielsweise seine Rezepte als Sketchnote niederschreiben möchte, benötige er laut Tanja Wehr viele Lebensmittel-Symbole, aber auch welche aus dem Bereich Haushalt. Auch für den heimischen Einkaufszettel lässt sich dieses Vokabular dann einsetzen.
2. Abstrakte Symbole
Bilder haben meist mehr Bedeutungen als nur das Abbild eines Gegenstandes zu sein, der als solcher verstanden wird. Pokal oder Medaille können symbolhaft für einen Gewinn oder Sieg, aber auch für Erfolg stehen. Um auf einer Sketchnote also den Erfolg einer Strategie oder eines Unternehmens darzustellen, wären die Wahl von Pokal oder Medaille als Symbol ideal, währenddessen ein nur mit dem Unternehmen assoziiertes Zeichen nicht von jedem Betrachter mit Erfolg verknüpft werden könnte, wie uns die Sketchnoterin aus Leidenschaft im Interview erklärte. So könnte ein Schuhhersteller das Bild eines Schuhs in Verbindung mit seinem Geschäft mit Erfolg assoziieren, was Außenstehenden aber nicht so gehen könnte.
Tipp von Tanja Wehr: „Never change a winning team“ – warum sollte man ein eingefleischtes Bild umwerfen und etwas nehmen, womit der Zuschauer nicht sofort eine eindeutige Assoziation hat?
Tanja Wehrs „Die Sketchnote Starthilfe – Neue Bilderwelten“ (Informationen zum Buch) ist ein regelrechtes Nachschlagewerk, denn in dem Index der einzelnen Bildvokabeln gibt es außerdem viele abstrakte Begriffe. Dort finden sich auch Vorschläge, wie sich Wissen oder Perfektionismus darstellen lassen. Ersteres bildet man zum Beispiel durch ein volles Bücherregal oder eine Plantine ab, Letzteres mit Geodreieck und Zirkel als Zeichen für Genauigkeit und Detailarbeit. Für eine Präsentation oder einen Vortrag könne man einen Beamer mit Leinwand oder eine Flipchart und ein Mikrofon zeichnen.
Problematisch kann es werden, wenn ein Symbol je nach Kontext völlig unterschiedlich verstanden werden kann. Ein Beispiel dafür ist das Bild eines Totenkopfes mit zwei Knochen, verrät Tanja Wehr. Es sei einerseits das Piktogramm für Gift und andererseits auch auf Piratenflaggen zu finden. Durch den popkulturellen Aufschwung der Piraten in den vergangenen Jahren ändere sich die Assoziation bei Kindern – sie empfinden das Totenkopf-Symbol teilweise nicht als gefährlich, sondern als cool.
Tipp: Wenn Sie ein doppeldeutiges Symbol auf Ihrer Sketchnote nutzen und unsicher sind, ob die Assoziation eindeutig ist, ergänzen Sie es doch durch einen erklärenden Schriftzug oder weitere Zeichen.
Inspirationsquellen und Übungsmaterial
Sie können einfach draufloszeichnen und sich selbst Symbole für Ihre Sketchnotes ausdenken und zu Papier bringen. Für einen einfachen Start können Sie aber auch erst einmal das Nachzeichnen vorhandener und gängiger Symbole üben.
1. Starthilfe
Starthilfe gibt’s bei uns im diedruckerei.de-Magazin, nach der Einführung ins Sketchnoting und diesem Beitrag über Bildvokabeln werden wir in folgenden Artikeln Anleitungen zu Sketchnotes für Druckprodukte, Business, Messe und Büro thematisieren.
In den „Sketchnote Starthilfe“-Büchern finden sich übrigens Strich-für-Strich-Anleitungen für mehr als 500 Bildvokabeln. Darin werden verschiedenste Symbole in thematischen Bilderwelten zusammengefasst – von „Werkzeuge“, „Haushalt“, „Lebensmittel“ über „Wetter“, „Reisen“, „Krimi“ bis hin zu „Veranstaltung“, „Neue Arbeit“ sowie „Medien“.
2. Fundgrube Internet
Einfach im Internet die Bildersuche nutzen und schauen, was andere damit verbinden, ist der Rat von Sketchnote-Profi Tanja Wehr. Geben Sie doch mal die Begriffe Wissen oder Innovation bei Google ein und schauen sich die Bilder-Ergebnisse an. Dabei begegnet uns die Glühbirne als Symbol gleich mehrfach, aber auch ein skizziertes Gehirn bestehend aus Puzzleteilen oder mit Zahnrädern im Inneren.
Daten zum Buch „Neue Bilderwelten“
• Titel „Die Sketchnote Starthilfe – Neue Bilderwelten. Umfangreicher Business- und Sketchnote-Bildwortschatz“
• Autorin: Tanja Wehr
• Verlag: mitp
• Umfang: 272 Seiten, Softcover, zweifarbig, mit handgezeichneten Sketchnotes
• Format: 16,9 x 21,8 cm
• Auflage: 1. Auflage 2018, 29. März 2018
• Preis: 24,99 Euro
• ISBN: 9783958455078
• Alternativ auch als E-Book für 21,99 Euro erhältlich
Quelle und Bildnachweise:
Tanja Wehr, Sketchnotelovers 2018
http://www.sketchnotelovers.de/
https://www.instagram.com/sketchnotelovers/
https://mitp.de/Unsere-Autoren/Tanja-Wehr/
„Die Sketchnote Starthilfe – Über 200 Strich-für-Strich-Anleitungen und Schriften zum Nachzeichnen“ von Tanja Wehr
„Die Sketchnote Starthilfe – Neue Bildwelten: Umfangreicher Business- und Sketchnote-Bildwortschatz“ von Tanja Wehr