Teil 1: Typografie – Grundlagen
Teil 2: Typografie – Geviert und Kegel
Teil 3: Typografie – Dickte
Teil 4: Typografie – Serifen
Teil 5: Typografie – Punzen
Teil 6: Typografie – Ligaturen
Teil 7: Typografie – Glyphen
Teil 8: Typografie – Laufweite
Teil 9: Typografie – Kapitälchen
Teil 10: Typografie – Versalien
Teil 11: Typografie – Zeilenabstand
Teil 12: Typografie – Registerhaltigkeit
Teil 13: Typografie – Textausrichtung und Zeilenlänge
Teil 14: Typografie – Blocksatz
Teil 15: Typografie – Einzug
Teil 16: Typografie – Initial
Teil 17: Typografie – Hurenkind/Witwe
Teil 18: Typografie – Schusterjunge
Teil 19: Typografie – Freier Satz und Formsatz
Teil 20: Typografie – Mediävalziffern
Teil 21: Typografie – Grauwert
Teil 22: Typografie – Schriftauszeichnung (dieser Artikel)
Als Schriftauszeichnung oder Auszeichnung bezeichnet man das Hervorheben von Textstellen innerhalb eines Textes oder Textabschnittes. Eine intelligente Anwendung von Schriftauszeichnung fördert das Verständnis und die Übersicht innerhalb des Textes. So zeichnet man beispielsweise in einem Computerbuch die Tastaturbefehle aus oder in einem Fachartikel über medizinische Themen die lateinischen Bezeichnungen.
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Die verschiedenen Arten der Schriftauszeichnung
Üblicherweise zeichnet man aus, indem man mit einer anderen Schriftart, mit einem anderen Schriftschnitt oder mit einer anderen Farbe arbeitet. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, Text zu unterstreichen. Unterschiedliche Schriftauszeichnungen hinterlassen beim Leser verschiedene Eindrücke. Deswegen sollten Sie sich über die verschiedenen Wirkungen bewusst sein und die Art der Auszeichnung an die Inhalte anpassen.
Sehen wir uns die verschiedenen Möglichkeiten der Schriftauszeichnungen an:
- Schriftart
- Kursiver Schnitt
- Halbfetter/fetter Schnitt
- Kapitälchen
- Versalien
- Unterstreichung
- Schriftfarbe
- Effekte (Schatten, Bild in Text etc.)
Achten Sie darauf, dass der Lesefluss in Fließtexten trotz Auszeichnung erhalten bleibt und nicht holprig wird. Der Grauwert sollte möglichst wenig verändert werden. Dass ein oder mehrere fette Worte innerhalb eines Fließtextes in einem leichten oder normalen Schnitt die Gleichmäßigkeit des Grauwerts verändern, liegt auf der Hand. Das gleiche gilt für eine Unterstreichung oder für eine farbige Auszeichnung. Wir haben es also mit verschiedenen Arten von Schriftauszeichnungen zu tun. Hierfür gibt es verschiedene Bezeichnungen: Manche sprechen von den lauten und den leisen Auszeichnungen, andere sprechen von den optischen und den typografischen Schriftauszeichnungen.
Zwei Gruppen von Schriftauszeichnungen
Sehen wir uns die zwei Gruppen genauer an:
1. Gruppe: Leise bzw. typografische Schriftauszeichnung
- fügen sich in den Fließtext ein
- stören den Grauwert nicht
- weisen wenig Strichunterschiede zur Grundschrift auf
- sind unauffällig und nicht auf den ersten Blick zu sehen
- werden erst erkannt, wenn der Leser das betreffende Wort liest
Beispiele:
Kursiver Schnitt der Grundschrift – eventuell andere Schrift, die mit der Grundschrift harmoniert und ähnlichen Grauwert hat – Kapitälchen der Grundschrift;
2. Gruppe: Laute bzw. optische Schriftauszeichnung
- werden auf den ersten Blick erkannt, sowie man die Seite betrachtet
- heben sich vom Fließtext ab
- stören den Grauwert
- fallen auf
Beispiele:
Fetter Schnitt der Grundschrift oder einer anderen Schrift – auffällige Farbe – Unterstreichung – Effekte;
Wo sind die Versalien geblieben?
Sie haben vielleicht gemerkt, dass die Versalien etwas unschlüssig in der Mitte der beiden Gruppen stehen. Tatsächlich ist die Auszeichnung mit Versalien ein besonderer Fall. Verwendet man Versalien der Grundschrift, weisen sie zwar die gleiche Strichstärke auf. Weil ihr die Ober- und Unterlängen fehlen, wirken sie aber nicht dynamisch wie ein Text aus Groß- und Kleinbuchstaben. Zudem nehmen sie viel Raum ein. Je nach Wortlängen können sie schnell blockig wirken. Hier kommt es also wirklich darauf an, wie viel Text ausgezeichnet wird und ob es sich um einzelne Worte oder gar um ganze Sätze handelt. Je weniger und je kürzer der Text, umso eher können Sie die Versalworte harmonisch in das Schriftbild einfügen und sie somit zu typografischen Auszeichnungen werden lassen. Je mehr und je länger die Texte in Versalien, umso eher stören sie die Grauwirkung und umso schneller fallen sie auf.
Die lauten bzw. optischen Schriftauszeichnungen sind nicht zwingend unschön, sie sind aber für den Grauwert und somit für die Lesefluss in Fließtext nicht geeignet.
Welche Schriftauszeichnungen sind erlaubt?
Beide Auszeichnungen sind erlaubt. Beachten Sie bitte nur den Zweck der Schriftauszeichnung. Für Werbematerialien, die mit wenigen Worten Ihr Produkt anpreisen, kann eine Unterstreichung eine nette Idee sein. Im Fließtext sollten Sie in jedem Fall davon Abstand nehmen – schon allein deswegen, weil die Unterstreichungslinie schnell mit den Unterlängen kollidiert. Das Gleiche gilt für die Farbe und die fetten Schnitte. Letztere machen sich in einem Nachschlagewert gut, aber nicht im Fließtext.
Natürlich sind Unterstreichungen, solange sie gut gemacht sind, ein erlaubtes, gestalterisches Mittel. Für Auszeichnungen im Fließtext sollten Sie sie aber vermeiden.
Im Fließtext links oben sehen Sie die Auszeichnungsarten kursiv und Kapitälchen. Tatsächlich entdeckt man sie erst, wenn man sich an der entsprechenden Stelle befindet.
Im rechten oberen Textteil hingegen wurde mit zwei lauten Auszeichnungen gearbeitet, und zwar mit einem fetten Schnitt und mit der Unterstreichung. Das Textbild verliert dadurch an Gleichmäßigkeit und wirkt holprig.
Noch ein Tipp: Das Sperren als Auszeichnung ist grundsätzlich keine gute Idee, weder als optische noch als typografische Schriftauszeichnung. Bitte einfach ganz vermeiden.