Beitragsbild_Schrift_kaufen

Ob Typo-Nerd oder Grafiker: Jeder, der mit Text arbeitet, benötigt Schriften. Mit dem Kauf eines Macintosh- oder Windows-Rechners kommen Sie automatisch in den Genuss von bereits vorinstallierten Schriften. Selbstredend können Sie diese auch für die Erstellung kommerzieller Produkten verwenden. Gleiches gilt für den Kauf von Software. Viele Produkte wie zum Beispiel der Adobe Cloud oder Microsoft Publisher enthalten Schriften ohne Lizenzeinschränkungen, wodurch sie diese in Ihren Gestaltungen ohne Einschränkungen einbetten und drucken können. Aber wie verhält es sich mit den Rechten und Pflichten, wenn Sie Ihr Schriftsortiment nun individuell erweitern möchten? Wenn man glaubt, eine Schrift zu kaufen, hat der Irrtum schon begonnen.

Inhalt

Vom Bleiletter zur Digitalisierung

Die Digitalisierung der Schrift ist ein Meilenstein in der Typografie. Die für den Bleisatz verwendeten Bleilettern oder einzelnen Bleibuchstaben mussten physisch erstellt und dann manuell oder mit einer Setzmaschine für die Seite zusammengesetzt werden. Jede Größe und jeder Schnitt benötigte somit einen eigenen Satz der Schrift. Abgesehen von der körperlichen Herausforderung, diesen zu handhaben, sorgte die aufwändige Erstellung für entsprechend hohe Kosten. Die Digitalisierung und der Zugang zum Internet haben das Blatt gewendet. Per Mausklick lassen sich Schriften kostenlos herunterladen; Skalierung und Anpassung übernimmt der Anwender per Software.

Schrift_kaufen_Bleiletter

Dieser hürdenfreie Zugang führte bei vielen allerdings auch zu einer mangelnden Wertschätzung von Schrift. Aber auch heute ist das Zurichten einer Schrift mit all ihren individuellen Eigenarten eine große Arbeit, die viel Zeit und Geduld sowie technisches, aber vor allem auch typografisches Fachwissen sowie ein Gefühl für Harmonie und Gestaltung erfordert. Dass vor allem das Fachwissen nicht immer vorhanden ist, erkennt man schnell, wenn man eine solche Schrift im Einsatz hat. Qualitativ mangelhafte Schriften erkennt man an unausgeglichenen Laufweiten, nicht ausgerichteten Buchstabenkombinationen sowie fehlende Zeichen.

Info: Laufweite ist der Abstand der Buchstaben zueinander.

Mehr Informationen zu typografischen Feinheiten lesen Sie in unserer Reihe: Typografie-Grundlagen.

Kostenlose oder kostenpflichtige Schrift kaufen – nur einer der Unterschiede

Trotz aller Ansprüche, denen sich der Schriftgestalter stellen muss, findet man zahlreiche kostenlose Schriften im Internet. Die Gründe sind vielfältig. Es gibt Schriftgestalter, die auf diese Weise ihr neuestes Produkt bewerben wollen – und gegebenenfalls die Schrift erst nach ihrer Einführungsphase kostenpflichtig anbieten.

Schrift kaufen Linotype
Foundries wie Linotype bieten zumeist kostenpflichtige, aber manchmal auch kostenlose Fonts an

Auch gibt es Gestalter, die eine Betaversion ihrer Schrift veröffentlichen, um noch vorhandene Mängel aufzudecken. Hin und wieder findet man auch Schriften, die für gemeinnützige Zwecke gestaltet und für die Öffentlichkeit bereitgestellt werden oder tatsächlich Schriften von Privatanwendern, die ihre Schriftgestaltung als Hobby betrachten.

Foundries wie Linotype, myfonts oder Fontshop bieten in der Regel hochwertige, kostenpflichtige Schriften von namhaften Schriftdesignern an. Auch bei diesen Foundries findet man immer mal wieder eine kostenlose Schrift. In der Regel handelt es sich dann aber um nur einen Schnitt, der zu Marketingzwecken für einen begrenzten Zeitraum herunterladbar ist.

Font oder Schriftart

Unter Font versteht man den Schriftträger. Während früher der Schriftträger durch die Bleiletter repräsentiert wurde, ist heute der Font die Software. Die Schriftart hingegen ist der Satz bzw. die Sammlung von Buchstaben, Zahlen und Zeichen; der Schriftschnitt ist eine Ausprägung, ein Teil davon.

Interessanterweise gibt es keinen urheberrechtlichen Schutz einer Schriftart. Nach deutschem Recht ist lediglich ein Designschutz möglich, der aber eine Registrierung voraussetzt. Gegebenenfalls greift auch der Geschmacksmusterschutz ohne Registrierung. Ein Urheberschutz ist nur in Ausnahmefällen möglich.

Hingegen können Fonts sehr wohl einen Urheberschutz aufweisen. Hier unterscheidet das Recht zwischen Bitmap-Fonts (schutzunfähig) sowie den inzwischen mehr verbreiteten Outline-Fonts mit ihren Hints, die schutzfähig sind.

Lizenzen für die Schrift kaufen

Zunächst einmal muss klar sein: Niemand kauft eine Schrift – genauso wenig wie man Adobe InDesign „kauft“. Wir kaufen lediglich das Nutzungsrecht, und zwar von der Software, aber auch von Schriften. Dafür gibt es einen Verkäufer. Bei diesem handelt es sich entweder um den Schriftdesigner selbst, der seine Schrift auf direktem Weg verkauft, oder um einen Schriftanbieter, eine Type Foundry, ein Schrifthersteller, ein Schrifthaus, ein Schriftlabel. Die zugehörigen Lizenzvereinbarungen legen detailliert fest, in welchem Umfang und in welchem Einsatzgebiet die Verwendung erlaubt ist. Der Schriftanbieter, also der Verkäufer, fungiert als Lizenzgeber. Der Nutzer der Schrift ist der Käufer, also der Grafiker oder auch das Unternehmen, in dem er angestellt ist. Er fungiert als Lizenznehmer und lässt sich den Font lizensieren.

Und nochmal ganz deutlich: Der Lizenznehmer ist immer der, der die Schrift kauft und nutzt – und nicht der, für den sie gekauft wird, also der Kunde. Betrachten wir die in der Praxis verbreitete Runde Schriftanbieter, Grafiker und Kunde, so spielt der Kunde in dieser Runde keine Rolle, auch wenn er das häufig gerne wäre. Der Grafiker kauft die Schrift bzw. die Nutzungsrechte nicht für den Kunden, sondern immer nur für sich selbst, da er der Nutzer ist.

Dieser Unterschied zwischen „Schrift kaufen“ und „Nutzungsrecht kaufen“ bringt eine ganze Menge Regeln mit sich, sorgt aber gleichzeitig auch bei vielen für den Aha-Effekt.

Weitergabe von Nutzungsrechten

Als Lizenznehmer erwirbt man also das Nutzungsrecht. Eine Übertragung, eine Weitergabe oder gar ein Weiterverkauf des Nutzungsrechts ist meist nicht erlaubt und muss bei Bedarf mit dem Lizenzgeber vereinbart werden.

Druckereien befinden sich in der grauen Zone bezüglich der Weitergabe. Aufgrund der unzähligen verschiedenen Schriften, die zur Verfügung stehen, ist es den Druckereien nicht mehr möglich, für alle von den Kunden verwendeten Schriften die jeweiligen Lizenzen zu erwerben. Somit weisen inzwischen viele Lizenzvereinbarungen die Regelung auf, dass die Schriften an die Druckereien weitergegeben werden. Grundsätzlich hat das Thema Schriftweitergabe an Dienstleister aber auch weniger Relevanz, da die Weitergabe mit dem Standardformat PDF vorrangig ist. Solange der Grafiker das PDF korrekt und mit eingebetteten Schriften erstellt, ist eine Weitergabe der separaten Schriftdatei dann nicht mehr nötig. Im letzten Schritt ist aber jede individuelle Lizenzvereinbarung zu lesen und einzuhalten.

Schrift_kaufen_Lizenzen

Unterschiedliche Arten von Lizenzen

Eine Schriftlizenz ist also ein Nutzungsvertrag für die Software Schrift. Das Nutzungsrecht wird in einer sogenannten EULA (End User Licence Agreement) geregelt. Die Lizenz regelt verschiedene Punkte wie die Art des Einsatzes sowie des Umfangs. Bei der Art des Einsatzes wird teilweise noch zwischen Desktop, Web, mobile Apps etc. unterschieden. Zum zweiten wird festgelegt, auf wie vielen Geräten die Schrift eingesetzt werden darf. Die EULA kann also folgende Punkte aufweisen:

  • Anzahl der Rechner, auf denen sie verwendet werden darf (auch individuelle Lizenzvereinbarungen für eine Mehrfachnutzung, beispielsweise für Unternehmen, möglich)
  • Berechtigung zum Einbetten ins PDF
  • Verwendung ePub
  • Verwendung Web
  • Verwendung Desktop
  • Verwendung Server
  • Verwendung nur privat oder auch kommerziell
  • Verwendung nur unter Nennung des Herstellers

Verstößt man gegen die Lizenz, kann das rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Dabei kann es sich um die unerlaubte Weitergabe handeln, aber auch um das unerlaubte Vervielfältigen oder einen unerlaubten kommerziellen Einsatz. Bereits vor dem Kauf kann man die Lizenzvereinbarungen einsehen. Nach dem Kauf lädt man diese üblicherweise automatisch mit der Schrift herunter.

Schrift kaufen Einsatz Schrift
Fontshop erfragt beim Kauf den geplanten Einsatz des Fonts. Je nach Lizenz kann sich der Preis ändern

Schrift kaufen – Entscheidungen vor dem Download

Häufig müssen bzw. dürfen Sie bereits vor dem Download entscheiden, wie, wo und in welcher Form Sie den Font nutzen möchten – und erst dann ist ersichtlich, ob die Schrift kostenpflichtig ist und in welcher Höhe. So findet man folgende Varianten:

  • Private und kommerzielle Nutzung kostenlos
  • Private und kommerzielle Nutzung kostenlos bei Freigaber aller persönlicher Daten
  • Private und kommerzielle Nutzung kostenpflichtig
  • Private und kommerzielle Nutzung von nur einem Schnitt kostenlos; weitere Schnitte kostenpflichtig
  • Private Nutzung kostenlos, kommerzielle Nutzung kostenpflichtig
  • Private Nutzung eines Schnittes kostenlos; mehrere Schnitte sowie kommerzielle Nutzung kostenpflichtig
  • Private und kommerzielle Nutzung gegen Spende
  • Private Nutzung gegen Spende, kommerzielle Nutzung kostenpflichtig
  • Kommerzielle Nutzung kostenpflichtig in verschiedenen Höhen (für Desktop, Web, App, Server etc. siehe unterschiedliche Arten von Lizenzen)

Die Liste ließe sich noch verlängern, vor neuen Varianten ist der Grafiker nie sicher. In jedem Fall muss die EULA, auch wenn es lästig erscheint, gründlich gelesen werden, um Strafen zu vermeiden.

Schrift kaufen Nutzung privat oder kommerziell
dafont zeigt rechts neben dem Schriftbeispiel an, ob der Font für den privaten und/oder kommerziellen Gebrauch kostenlos ist

Hausaufgaben für den Grafiker

Die Hausaufgaben für den Grafiker bzw. Nutzer sind also festgelegt: Wenn er eine Schrift kaufen will, muss er sich zunächst darüber im Klaren sein, auf welche Weise er sie verwenden will. Zum zweiten sollte er nach dem Download die EULA überfliegen und sich vergewissern, dass er die gewünschten Optionen der Schriftlizenz korrekt ausgewählt und gegebenenfalls entsprechend dafür bezahlt hat.

Qualität kostet

Nicht immer trifft die Aussage „Qualität kostet“ zu, aber im Fall von Schriften zumindest häufig. Eine Menge kostenloser Schriften, die man auf Webseiten wie zum Beispiel dafont.com findet, treiben dem Freund guter Typografie die Tränen in die Augen. Hier tummeln sich Schriften, bei denen jede Buchstabenkombination manuell ausgeglichen werden muss oder deren Umfang die 27 Buchstaben kaum überschreitet. Allerdings gibt es auch Gegenbeispiele. So bietet Google ein Portal, auf dem kostenlose Schriften die Theorie von „kostenlos = schlecht“ augenscheinlich widerlegen wollen. Verlässlich ist sicher die Aussage, dass kostenpflichtige Schriften in der Regel qualitativ hochwertig sind; bei kostenlosen Schriften ist das Ergebnis offen. Grundsätzlich sollten Sie das Qualitätsurteil nicht von der Kreditkartenbelastung abhängig machen, sondern von Ihrem Auge. Testen Sie die Schrift vorab soweit wie möglich oder erkundigen Sie sich im Netz über Ihren Ruf.

Finger weg von offensichtlichen Nachahmern

Die Syntax von Hans Eduard Meier, die Futura von Paul Renner, die FF Meta von Erik Spiekermann oder die Optima von Hermann Zapf sind kostenpflichtige, namhafte Schriften. Wer solche und ähnliche bekannte Schriften im Netz als kostenlosen Download findet, sollte die Finger davon lassen. Hier ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es sich um Raubkopien handelt, und mit dem Einsatz kann man sich strafbar machen.

Und wer bezahlt das alles?

Viele Unternehmen bzw. Kunden arbeiten mit mehreren, freien Grafik-Designern. Zumindest die Hausschrift des Unternehmens wird dann also von allen Grafikern, die für das Unternehmen arbeiten, benötigt; in der Praxis kommen dann noch einige Schriften mehr hinzu, die man „für den Kunden“ erwerben muss. Kauft das Unternehmen selbst das Nutzungsrecht, profitieren die Grafiker davon nicht – das Unternehmen darf die Schrift ja nicht weitergeben, sondern nur selbst nutzen. Somit müssen alle Grafiker die Schrift bzw. deren Nutzungsrecht selbst erwerben. Ob sie die Kosten dafür dem Kunden in Rechnung stellen können, ist Verhandlungssache. Ob die Kosten für die Schrift offen, versteckt oder gar nicht weitergegeben werden, ist immer von Grafiker und Unternehmen abhängig und in allen Richtungen erlaubt. Aber auch wenn der Kunde die Kosten übernimmt, verbleibt der Font nach Beendigung des Auftrags beim Grafiker – und darf auch für andere Kunden verwendet werden.

Schrift kaufen bei Schriftanbietern

Aufgrund der verschiedenen Möglichkeiten in der EULA ist es bei vielen Anbietern nicht möglich, sie klar in Kategorien nach kostenlos oder kostenpflichtig zu unterteilen. Wir haben nach Schwerpunkten sortiert.

Schrift_kaufen_online

Achten Sie bei den kostenfreien Schriften besonders auf die Qualität und die Lizenzvereinbarung. Oft sind diese Fonts nur für den privaten Gebrauch gedacht.

Vor allem für kommerziell nutzbare Schriften ist die Empfehlung klar: Wählen Sie eine qualitativ hochwertige Schrift mit für Ihren gewünschten Einsatz passender Lizenz. Es gibt dafür zahlreiche Schriftanbieter, wir haben eine Auswahl zusammengestellt.

Sie suchen eine Schrift für ein spezielles Ereignis? Dann schauen Sie sich doch unsere Schriftsammlung an, in der Sie Fonts für verschiedenste Anlässe finden – von festlichen Schriften für Weihnachten oder Ostern über verspielte, nostalgische, handschriftlich anmutende bis hin zu auffallenden Fonts für Überschriften. Lassen Sie sich inspirieren!

Bilder: marekuliasz, Carlo C, Andrey_Popov via Shutterstock

Screenshots von fontshop, dafont, Linotype