Beitragsbild_Hausschrift

Die Schrift eines Unternehmens spiegelt den Stil und die Persönlichkeit wider. Ähnlich wie die Wahl einer Farbe sagt auch die Wahl einer Schrift viel über die gewünschte Außenwirkung aus und soll deswegen weise getroffen werden. Wer im vorhandenen Schriftangebot nicht fündig wird ist oder seine Schrift als Alleinstellungsmerkmal einsetzen möchte, kann sich seine eigene Schrift erstellen. Wer hier mehr möchte als die Digitalisierung seiner eigenen Handschrift, sondern eine professionell erstellte und digitalisierte Schrift zu erstellen, hat Großes vor. Die Erstellung einer eigenen Schrift ist eine faszinierende und gleichzeitig herausfordernde Reise. Wir zeigen Ihnen die Haltestellen.

Inhaltsverzeichnis

Corporate Design

Im ersten Schritt oder besser, die erste Voraussetzung auf dem Weg zur eigenen Schrift ist das Corporate Design. Als Teil der Corporate Identity definiert das CD die Erscheinung von Print- und Online-Veröffentlichungen. Dazu gehören die Festlegung von Logo, Farben – und auch der Hausschrift. Da letzteres ja noch erstellt werden muss, sollten alle anderen Pfeiler des Erscheinungsbildes geklärt sein.

Schrift erstellen mit Corporate Design

An dieser Stelle sollten also der Stil und der Umfang der Schrift geklärt sein. Stellen Sie sich dazu folgende Fragen: Wie möchte das Unternehmen nach außen wirken, wie soll es wahrgenommen werden? Welche Art von Produkt oder Dienstleistung wird beworben, und welche Rolle soll und muss die Schrift darin übernehmen? Wird eine fette oder dünne Schrift benötigt, eine laute oder leise, eine moderne oder traditionelle, eine ungewöhnliche oder eine zurückhaltende Schrift? Soll die Schrift für die gesamte Kommunikation erstellt werden, oder benötigt man sie eventuell nur für einen Schriftzug und somit nur wenige Buchstaben? Wie viele Schriftschnitte werden benötigt?

Schrift erstellen mit Inspiration

Um eine Schriftart zu erstellen – und sich im besten Fall von der Konkurrenz abzuheben – schadet es nicht, sich inspirieren zu lassen. Dafür sind Seiten wie Pinterest und Co. nicht die schlechtesten Quellen. Durch das Betrachten und Analysieren von guten – und auch schlechten – Beispielen können sich Meinungen und Betrachtungsweisen bilden, Ideen und Vorstellungen festigen und konkretisieren. Vielleicht entdeckt man eine ganz besondere Rundung oder einen unüblichen Strich an einer anderen Schrift und nutzt diese Inspiration, um beim eigenen Schriftdesign ähnliches umzusetzen, aber eben anders, um die eigene Individualität zu unterstreichen.

Umfang festlegen und Skizzieren

Wer auch immer die technische Umsetzung vornimmt, die Gedanken und Wünsche müssen in jedem Fall zuvor skizziert werden. Spätestens jetzt wird klar, wie konkret man bei 26 Buchstaben des Alphabets werden muss, um seinen eigene Hausschrift zu erstellen. Je exakter die Skizzen, umso mehr Arbeit spart man sich im Software-Editor. Schriftneulinge sollten sich mit der Schriftanatomie sowie mit Grundlinien, Versalhöhen und Unterlängen vertraut machen.

Beachten Sie, dass das Alphabet aus 26 (je nach Betrachtungsweise auch 27 oder 30) Buchstaben besteht, allerdings benötigen Sie weitaus mehr Glyphen. Da wäre zunächst einmal die Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinschreibung, und schon sind wir bei 52 Zeichen. Weitere Glyphen sind Satzzeichen wie ein Komma, ein Fragezeichen oder auch Sonderzeichen. Interessant wird es bei Ligaturen oder alternativen Zeichen wie Kapitälchen. Technisch gesehen sind über 65.000 Glyphen pro Schriftstil möglich.

Schrift erstellen durch Digitalisierung

Die Digitalisierung ist der eigentliche Schritt, um die Skizzen oder Ideen aus dem Kopf in die Software zu übernehmen. Hier bieten sich diverse Programme zur Schriftgestaltung an, sogenannte Schrift-Editoren, um die Buchstaben zu erstellen und zu verfeinern. Die Software-Produkte unterscheiden sich in Funktionsumfang, Komplexität und Preis. Je nachdem, was gewünscht ist und was für Kompetenzen vorhanden sind, entsteht an dieser Stelle die Unterschiede in der Qualität einer Schrift – nicht nur bezüglich ihres Stils und ihrer Details, sondern auch bezüglich ihrer Laufweite und Gesamtwirkung. Wer mit Vektoren und Ankerpunkten nicht vertraut ist und wenig für das sehr detaillierte Arbeiten übrig hat, kann diesen Schritt von einem geübten Schriftdesigner vornehmen lassen.

Digital Schrift erstellen

Nacharbeiten und Testen

Aufgrund der Komplexität der Digitalisierung ist das Erstellen einer Schrift ein Prozess. Ein stetiges Testen und Verfeinern ist wichtig und unerlässlich, bevor eine Schrift als fertiges Produkt in den Alltag und in der Geschäftskorrespondenz zum Einsatz kommt. Gegebenenfalls ergeben sich auch weitere Ergänzungen von Sonderzeichen, Zahlen oder Symbolen. Bei Bedarf lassen sich Schriften auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, gegebenenfalls als Beta-Version. Dieses Vorgehen kann die Testergebnisse vervielfachen. Geben Sie diesem Prozess genügend Zeit, damit ein optimaler Font entstehen kann.

Das Erstellen eines eigenen Fonts erfordert Zeit, Geduld, Können und nicht zuletzt Kreativität. Es ist eine Möglichkeit, den eigenen Stil zu unterstreichen und dem eigenen Unternehmen mehr Individualität zu verleihen. 

Auswahl an Font-Editoren

Bei Fontstruct erstellt der Anwender seinen Font komplett online und bei Bedarf basierend auf einer vorhandenen Schrift.
https://fontstruct.com

Bei Calligraphr sind 75 Buchstaben sind kostenlos, und auch die Anzahl der Fonts ist begrenzt. Calligraphr arbeitet mit PDF-Vorlagen, in die der Designer seine Buchstaben zeichnet. Diese werden anschließend wieder hochgeladen, und voilà, fertig ist der Font.
https://www.calligraphr.com/de/

FontForge zählt zu den bekannten Fonteditoren. Das kostenloses Open-Source-Programm ist komplex und erfordert einiges an Grundwissen über den Aufbau und die Struktur und Anatomie von Schriften. Von Vorteil sind Funktionen wie das Auslesen von Schriften aus einem PDF oder der Import von EPS-Daten aus Illustrator.
https://fontforge.org/en-US/

Auch Birdfont ist OpenSorce und eine Möglichkeit, seine eigene Vorstellung von einer Schrift in die Tat umzusetzen. Wer hier mit Vektoren und Ankerpunkten umgehen kann, ist klar im Vorteil.
https://birdfont.org/

Den Fonteditor Glyphs gibt es in einer Einstiegs- und einer Pro-Variante, die Unterschiede machen sich im Funktionsumfang sowie im Preis bemerkbar.
https://glyphsapp.com/buy

Der Editor Fontlab gehört sicherlich zu den bekannten und komplexeren Font-Editoren, was sich nicht zuletzt am Preis zeigt. Die Funktionen sind vielfältig und die Arbeit ist anspruchsvoll.
https://www.fontlab.com/

Fontographer ist sozusagen der kleine Ableger von der umfangreichen Lösung Fontlab. Die Software ist überschaubar und einfacher zu bedienen und richtet sich eher an die Einsteiger unter den Schriftgestaltern.
https://www.fontlab.com/font-editor/fontographer

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