Die neue Funktion „Neural Filters“ ist bereits in der aktuellen Photoshop-Version in einer Beta Version enthalten. Doch bis zur finalen Veröffentlichung wird Adobe noch an zahlreichen Reglern schrauben, um sie zu perfektionieren. Und im Grunde funktioniert „Photoshop Neural Filters“ genau so: Über diverse Stellschrauben können Sie Ihre Fotos auf eine völlig neue Art und Weise bearbeiten. Die folgenden drei Beispiele sollen Ihnen einen ersten Eindruck vermitteln, wie die Zukunft der Bildbearbeitung mit den „Neural Filters“ aussehen kann.

Wichtiger Hinweis: Um das Update der Creative Cloud mit der neuen Funktion „Photoshop Neural Filters“ machen zu können, benötigen Sie mindestens Windows 10, Version 1607 oder macOS 10.14 (Mojave).

Videotutorial

Inhaltsverzeichnis

Die neuen „Photoshop Neural Filters“

Ein Screenshot der Photoshop-Oberfläche zeigt neuronale Filter auf Deutsch. Links sind Haare einer Person und grüne Blätter zu sehen. Rechts stehen Filtereinstellungen zur Hautglättung und -anpassung zur Verfügung, die die leistungsstarken Bearbeitungsmöglichkeiten von Photoshop veranschaulichen.Wenn Sie ein Bild in Photoshop öffnen, können Sie jederzeit über den Reiter Filter im oberen Menü die neue Funktion Neural Filters öffnen. Sobald Sie diese anklicken, wird Ihr Bild in einem neuen Bedienfeld geöffnet und der Machine-Learning-Algorithmus erkennt in der Regel das Gesicht.

Auch mehrere Gesichter sind kein Problem – vorausgesetzt, diese sind gut genug zu erkennen. Ob ein Gesicht erkannt wurde, erkennen Sie am blauen Rahmen, der um Ihr Motiv bzw. das Gesicht dargestellt wird. Alle Änderungen, die Sie mit „Neural Filters“ vornehmen, werden nur innerhalb dieses Rahmens durchgeführt.

Hinweis: Einen griffigen deutschen Begriff für die neue Funktion hat Adobe aktuell noch nicht vorgestellt.

Gesichtsausdruck und Position mit „Photoshop Neural Filters“ bearbeiten

Zwei nebeneinander liegende Fotos einer jungen Person mit langen Haaren vor grünem Laub. Das linke Bild zeigt eine Frontalansicht, die mit Photoshop-Neuralfiltern optimiert wurde, während das rechte ein teilweises Seitenprofil vor üppigem Laub zeigt.Wir verwenden ein Bild eines jungen Models, das grundsätzlich in Ordnung ist. Die Belichtung sowie die Schärfe sind optimal. Allerdings wirkt der Gesichtsausdruck eher gelangweilt und die Mundwinkel ziehen leicht nach unten. Dies möchten wir ändern. Klicken Sie dafür im oberen Menü auf Filter > Neural Filters. Ihr Bild wird dann in einem neuen Bedienfeld geöffnet und der blaue Rahmen zeigt Ihnen an, dass Photoshop ein Gesicht erkannt hat.

Eine Frau mit langen braunen Haaren erscheint in einem Bild innerhalb eines grünen quadratischen Umrisses, der durch die neuronalen Filter von Photoshop optimiert wurde. Der Hintergrund ist unscharf, sodass ihr Gesicht in der Mitte hervorgehoben wird.Hautglättung

Auf der rechten Seite sehen Sie zwei verschiedene Funktionen. Über die Stilübertragung können Sie Bildstile aus berühmten Gemälden einfach für Ihr Bild übernehmen. Deutlich interessanter ist aber die Funktion Hautglättung.

Nahaufnahme des in zwei Hälften geteilten Gesichts einer jungen Frau, wodurch kontrastierende Hauttöne hervorgehoben werden. Ihre grünen Augen und ihr langes Haar vermischen sich mit den umgebenden Blättern. Die linke Seite zeigt einen dunkleren Farbton, möglicherweise verstärkt durch neuronale Filter in Photoshop für einen dramatischen Effekt.Diese umfasst eine vollwertige Bildretusche und zeichnet markante Stellen des Gesichts mit Hilfe des Machine-Learning-Algorithmus weicher. Sollte der Effekt zu deutlich ausfallen, können Sie über die Regler Weichzeichnungsfilter und Glättung die Stärke des Effektes genauer definieren.

Doch das war noch längst nicht alles. Klicken Sie die kleine Phiole an, um zu den „Beta-Filtern“ zu gelangen. In der aktuellen Photoshop-Version vom 20. Oktober 2020 sind bereits sechs Filter verfügbar. Weitere werden zwar schon aufgeführt, müssen aber mit den kommenden Updates nachgeliefert werden. Wir schauen uns die interessantestes Filter genauer an.

Bild der Benutzeroberfläche einer Bildbearbeitungssoftware mit den neuronalen Filtern von Photoshop. Im rechten Bereich finden Sie Optionen wie „Smart Portrait“, „Rauschunterdrückung“ und „Kolorieren“, während links ein dunkler, leerer Bearbeitungsbereich mit einem Lineal am oberen Rand angezeigt wird.Bildmanipulation mit „Smart-Portrait“

In unserem Beispiel möchten wir den Gesichtsausdruck des Models verändern und dem Mädchen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Wählen Sie zunächst den Filter Smart-Portrait aus. Photoshop fordert Sie auf, diesen Filter als eine Art Plugin zu installieren. Klicken Sie dazu einfach auf den Button Installieren. Sobald der Filter aktiviert ist, werden die Regler auf der rechten Seite des Bedienfeldes ebenfalls aktiviert. Jetzt können Sie verschiedene Veränderungen am Gesichtsausdruck vornehmen oder sogar das Motiv selbst manipulieren.

Ein Lächeln ins Gesicht zaubern

Um einen freundlicheren Gesichtsausdruck zu erzielen, schieben Sie den Regler Glück nach rechts. Die künstliche Intelligenz berechnet das Bild neu und verwandelt den gelangweilten Gesichtsausdruck des Motivs in ein Lächeln inklusive Zähnen.

Zwei nebeneinander liegende Porträts einer jungen Person mit langem, welligem Haar werden gezeigt. Das linke Bild zeigt einen natürlichen Ausdruck, während das rechte ein subtiles Lächeln zeigt, das durch die neuronalen Filter von Photoshop verstärkt wurde. Grünes Laub rahmt beide Fotos im Hintergrund anmutig ein.Die Zähne sind im Original nicht zu sehen und werden passend zum Motiv von dem „Photoshop Neural Filter“ komplett neu generiert. Ganz unten am Rand der Bedienfeldregler finden Sie eine Schaltfläche. Mit dieser können Sie jederzeit den Vorher-Nachher-Vergleich machen, um die Veränderungen an Ihrem Motiv zu überprüfen. In manchen Fällen erzielen Sie mit den anderen Reglern bessere und auch natürlichere Ergebnisse. In diesem Beispiel wird der „Glück-Ausdruck“ wieder deaktiviert und der Regler Überraschung auf -25 eingestellt. Dies erzeugt ein leichtes Lächeln ohne Zähne aber wirkt dadurch viel natürlicher.

Hinweis: Übrigens kann es sein, dass Ihr Ergebnis nicht perfekt wird. Das kann in der Beta-Version vorkommen. Adobe wird die Funktion mit den kommenden Updates aber sicherlich noch weiter verbessern. Allein die Tatsache, dass solch eine Bearbeitung in Photoshop mittlerweile per Knopfdruck möglich ist, ist allerdings wirklich beeindruckend.

Motive künstlich verjüngen oder altern lassen

Über die Regler unter dem Begriff Motiv können Sie noch deutlich mehr in die Darstellung des Bildes eingreifen. Ziehen Sie zum Beispiel den Regler Gesichtszug nach rechts, wird Ihr Motiv künstlich altern. Ziehen Sie ihn nach links, wird das Motiv verjüngt. In diesem Beispiel fällt auf, dass diese Funktion kein gutes Ergebnis erzielt, da das Model ganz offensichtlich noch sehr jung ist. Auch hier gilt: Das Ergebnis hängt sehr stark vom jeweiligen Bild ab.

Blickrichtung und Kopfausrichtung verändern

Eine weitere interessantes Funktion ist die Ausrichtung des Blicks. Mit Hilfe der „Photoshop Neural Filters“ können Sie neu berechnen lassen, in welche Richtung das Model blicken soll.

Eine Person mit langem, dunklem Haar blickt vor einem neutralen Hintergrund direkt in die Kamera. Das mit den neuronalen Filtern von Photoshop optimierte Bild fokussiert das Gesicht und zeigt klare Haut und einen ruhigen Gesichtsausdruck.Ziehen Sie den entsprechenden Regler nach rechts, sieht auch das Model nach rechts. Zudem können Sie die Ausrichtung des Kopfs definieren. Bewegen Sie dazu den Regler Kopfausrichtung nach links oder rechts. Damit Sie hier ein zufriedenstellendes und natürliches Ergebnis erzielen, kommt es auf die Kombination mehrerer Regler an. Sie können diese jederzeit aktvieren oder auch deaktivieren. Probieren Sie einfach diverse Kombinationsmöglichkeiten aus.

Neues Make-up mit einem Kilck – dank „Photoshop Neural Filters“

Eine Frau mit welligem blondem Haar, geschmückt mit weißen Orchideen, ist auf zwei nebeneinander liegenden Bildern zu sehen, die mit den neuronalen Filtern von Photoshop optimiert wurden. Die linke Seite zeigt rosa Lidschatten und Nude-Lippenstift, die rechte Seite bunten Lidschatten und leuchtend pinken Lippenstift.Ein weiterer nützlicher Filter ist das Übertragen von Make-up aus einem Referenzbild auf Ihr aktuelles Motiv. Aktivieren Sie dazu in den „Neural Filters“ den Filter Make-up übertragen.

Screenshot von Photoshop mit neuronalen Filtern. Die Benutzeroberfläche bietet Optionen wie Hautglättung und Superzoom sowie eine Porträtbildvorschau. Einige Optionen sind auf Deutsch verfügbar, und es gibt einen Bereich zur Bildauswahl.Rechts daneben sehen Sie ein Drop-down-Menü, über das Sie ein Referenzbild importieren können. Als Importformat ist PNG voreingestellt. Natürlich können Sie dies auch umstellen und auch JPG-Bilder importieren. Das ausgewählte Bild wird nun in Ihren Filter importiert und das erkannte Make-up direkt auf das Motiv übertragen. Das Referenzbild kann dabei jederzeit wieder über das Drop-down-Menü ausgetauscht werden.

Eine Frau mit langem, welligem Haar trägt einen Blumenkopfschmuck. Das mit Photoshop-Neuralfiltern optimierte Bild zeigt zwei Versionen: Links trägt sie leuchtend blauen Lippenstift und dezentes Augen-Make-up; rechts ergänzt dunkelpflaumenfarbener Lippenstift ihren ähnlichen Make-up-Stil.In diesem Beispiel wird ein Referenzbild mit blauem Make-up getestet. Das Übertragen funktioniert zwar sehr gut, allerdings passt die Farbe nicht zum Bildstil. Ein weiteres Referenzbild mit dunkelrotem Makeup sieht auf den ersten Blick auch gut aus. Wenn man genauer hinsieht, wird allerdings deutlich, dass der Kontrast teilweise zu gering ist. Das Make-up wird daher nicht fehlerfrei auf das Motiv übertragen.

Zwei Frauen mit leuchtendem Make-up, optimiert mit neuronalen Photoshop-Filtern. Links: Frau mit welligem blondem Haar, rosa und lila Lidschatten, rosa Lippen und einer weißen Orchidee im Haar. Rechts: Frau mit lockigem Haar, buntem Augen-Make-up und rosa Lippen posiert vor rosa Hintergrund.Das dritte Referenzbild mit einem sehr farbenfrohen Make-up funktioniert bei unserem Bild am besten. Fehlerhafte Stellen können Sie bei der späteren Bearbeitung nochmal per Hand anpassen.

Unser Tipp: Für diese Funktion ist es wichtig, dass möglichst viel „Gesicht“ erkennbar ist. Das gilt sowohl für Ihr Motiv als auch für das Referenzbild. Je besser sich dazu noch das Make-up von der Haut abhebt, desto besser funktioniert die Übertragung.

„Neural Filters“ machen es möglich: Schwarz-Weiß-Bild einfärben

Ein historisches Schwarzweißfoto, das mithilfe neuronaler Filter in Photoshop zu einer lebendigen Farbversion optimiert wurde, zeigt einen Mann mit Schnurrbart und lockigem Haar. Er steht vor einer Tafel mit einem darauf gezeichneten Kreis, trägt einen Anzug und hält ein Stück Kreide in der Hand.Eventuell haben Sie schon einmal ein sehr altes Schwarz-Weiß-Foto von Verwandten gesehen und sich gefragt, wie das damals in Farbe ausgesehen hätte. Mit dem neuen Färben-Filter ist dies möglich. Aktivieren Sie dafür zunächst die Funktion Färben in den Neural Filters. Nach kurzer Zeit berechnet der Machine-Learning-Algorithmus die Farbe des Bildes entsprechend der Grauwerte des Originals.

Wichtig: In der Photoshop Version 2021 vom 20.10.2020 ist es zwingend erforderlich, dass Sie Ihr Originalbild zunächst in den Farbraum RGB umwandeln. Andernfalls kann das Anwenden des Färben-Filters zu einem Absturz von Photoshop führen.

Die Oberfläche einer Bildbearbeitungssoftware zeigt im rechten Bereich ein Schwarzweißfoto, das möglicherweise mithilfe der neuronalen Filter von Photoshop optimiert wurde. Links ist ein vergrößerter Ausschnitt eines Männergesichts während der Bearbeitung zu sehen. Auf der rechten Seite sind verschiedene Anpassungsmöglichkeiten sichtbar.In diesem Beispiel möchten wir ein Bild von Albert Einstein einfärben. Einige Stellen, die nicht automatisch oder fehlerhaft eingefärbt werden, können Sie über die Einstellungen im rechten Menü nachbearbeiten. In unserem Beispiel hatte Photoshop Schwierigkeiten damit, zu erkennen, ob Einsteins Jacke nun blau oder doch eher rötlich war. Für den Fall, dass sie blau war, können Sie die entsprechenden Stellen nachfärben.

Klicken Sie zunächst rechts im Menü auf das Farbfeld unterhalb des grauen Originals an und definieren Sie eine ungefähre Farbe für die einzufärbenden Stellen. In diesem Fall wählen wir einen dunklen Blauton. Mit ausgewählter Farbe können Sie nun im originalen Schwarz-Weiß-Foto darüber einen Fokuspunkt setzen. Wir setzen diesen Punkt am Arm.

Ein Computerbildschirm mit Bildbearbeitungssoftware. Rechts ist ein Schwarz-Weiß-Bild einer historischen Figur zu sehen, mit Bearbeitungsoptionen auf Deutsch. Die Benutzeroberfläche bietet verschiedene Filter und Anpassungsmöglichkeiten, darunter erweiterte Photoshop-Neuralfilter für verfeinerte Bearbeitungen.Photoshop färbt nun den Grauwert der sich an dieser Stelle befindet mit einer leichten Toleranz in dem von Ihnen definierten Farbton ein. Dies gilt allerdings auch für den Rest des Bildes, an dem exakt dieser Grauwert nochmal aufritt.

Leider wurde Einsteins rechte Hand bei der Berechnung nicht richtig erfasst und nicht eingefärbt. Um das zu korrigieren, setzen Sie zunächst im Originalbild rechts wieder einen neuen Fokuspunkt – dieses Mal an der rechten Hand. Definieren Sie dann über das Farbfeld einen Farbton, der dem Hautton der linken Hand am nächsten kommt.

Eine Person im dunklen Anzug hält einen Pinsel in der einen Hand, die andere ruht auf einem Tisch, als wolle sie ihre künstlerische Vision zum Leben erwecken. Der Hintergrund ist verschwommen und unscharf, ähnlich dem Effekt, der mit neuronalen Filtern in Photoshop erzielt wird.Auch hier gilt: Photoshop färbt alle Grauwerte mit exakt diesem Farbton ein. Daher werden auch große Teile der linken Seite automatisch mit eingefärbt. Um dies auszugleichen, setzen Sie an einer der falsch eingefärbten Stellen einfach einen dritten Fokuspunkt und stellen Sie für diesen einen etwas helleren Blauton als den der Jacke ein. Je nachdem wie Ihr Bild farblich „beschaffen“ ist, können Sie so mit vielen verschiedenen Fokuspunkten Ihr Bild Schritt für Schritt einfärben.

Ein Mann mit lockigem Haar und Schnurrbart steht vor einer Tafel. Er trägt einen dunklen Anzug und hält Kreide in der Hand. Die Tafel zeigt eine einfache Zeichnung eines Kreises und einiger Linien, die an die kreativen Veränderungen erinnert, die mit neuronalen Filtern in Photoshop möglich sind.

Bearbeitetes Bild für die Weiterbearbeitung exportieren

Bei der Verwendung jedes Filters haben Sie die Möglichkeit, die angewendeten Effekte auf verschiedene Arten für die Weiterverarbeitung zu exportieren. Klicken Sie dazu unten rechts im Neural-Filters-Bedienfeld auf das Drop-down-Menü Ausgabe. Hier können Sie zwischen folgenden Optionen wählen:

  • das Original bearbeiten
  • eine Ebene duplizieren
  • eine neue Ebene mit den neuen Effekten generieren
  • einen Smartfilter erstellen

Wir empfehlen Ihnen den Export als Smartfilter. Dadurch können Sie jederzeit zur Bearbeitungsansicht des „Neural-Filters“ zurückkehren und erneut bearbeiten.

Credits:
Es gestaltet und spricht der Mediengestalter Christoph Ullrich.