Wer sich als Unternehmer eingehend mit Mitarbeitermotivation auseinandersetzt, kommt schnell an den Punkt der Selbsterkenntnis. Lebe ich die Dinge vor, die ich von meinen Angestellten erwarte? Wenn ja, kann im Prinzip kaum etwas schiefgehen. Falls nicht, muss sich dringend die eigene Einstellung ändern. Denn der innere Antrieb bei den Mitarbeitern entsteht nicht durch einzelne Maßnahmen, sondern eine insgesamt positive Unternehmenskultur und eine Führungskraft, die das verkörpert.
Voraussetzung für eine starke Motivation im Unternehmen ist eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit. Nur zufriedene Angestellte lassen sich in vollem Umfang für die Unternehmensziele motivieren, weshalb sich die einzelnen Maßnahmen stark überschneiden. Gleichzeitig führt eine erfolgreiche Motivation zu mehr Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber und damit zu einer intensiveren Mitarbeiterbindung.
Wenn Sie mehr zu Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung erfahren möchten, lesen Sie Mitarbeiterzufriedenheit: hilfreiche Tipps und praktische Maßnahmen und Mitarbeiterbindung – so halten Sie Spitzenkräfte.
Was ist Mitarbeitermotivation?
Laut Gabler Wirtschaftslexikon handelt es sich bei Mitarbeitermotivation um „Einflussnahme der Führungskraft bzw. des Unternehmens auf den Mitarbeiter, um diesen zu bewegen, sein Leistungsverhalten und/oder seine Leistungsergebnisse beizubehalten, weiterzuentwickeln oder (grundlegend) zu ändern“.
Nach dieser Theorie gibt es drei verschiedene Ebenen der Mitarbeitermotivation:
- materielles und immaterielles Umfeld: Arbeitsplatzbedingungen, Arbeitszeit, Entlohnung etc.
- psychisches Umfeld: Betriebsklima, Führungsstil, Teamarbeit etc.
- privates Umfeld: Work-Life-Balance, Familie, Freunde etc.
Der mögliche Einfluss auf die Mitarbeitermotivation wird auch nach intrinsischen (Motivation von innen heraus) und extrinsischen Faktoren, die auf äußere Anreize wie Entlohnung zurückgehen, unterschieden. Wir werden im weiteren Verlauf sehen, dass es für den Unternehmenserfolg in erster Linie auf die intrinsische Motivation ankommt.
Was erhöht die Mitarbeitermotivation?
Das Geld allein ist es in aller Regel nicht, der Arbeitnehmer zu höchsten Leistungen antreibt. Vielmehr steht an erster Stelle das Betriebsklima, wie die Manpower Group Deutschland in ihrer Umfrage „Arbeitsmotivation 2019“ ermittelte. Demnach nannten 46 Prozent der Befragten „gutes Arbeitsverhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten“ als wichtigsten Faktor der Arbeitsmotivation.
Auf den weiteren Plätzen folgen:
- Flexible Arbeitszeiten, also zum Beispiel Gleitzeit oder ein Arbeitszeitkonto (34 Prozent)
- Gutes Verhältnis zu Kollegen, auch über die Arbeit hinaus (30 Prozent)
- Getränke kostenlos vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt (28 Prozent)
Nette Kollegen sind
wichtiger als Geld
Speziell auf die Verdienstmöglichkeiten angesprochen, gaben 77 Prozent der Befragten an: „Einen gut bezahlten Beruf, der mich langweilt oder stresst, möchte ich nicht ausüben.“ Passend dazu bekennen 64 Prozent: „Nette Kollegen und die Inhalte meiner Arbeit sind mir wichtiger als ein prall gefülltes Konto am Monatsende.“
Monetäre Anreize eignen sich also weniger, um die Motivation der Mitarbeiter anzufachen. Wesentlich mehr Wert legen Arbeitnehmer auf ein angenehmes Betriebsklima mit freundlichen Kollegen. Unter diesem Blickwinkel werden wir die möglichen Maßnahmen zur Motivationssteigerung und -sicherung beleuchten.
Extrinsische Motivation
Wir haben sie bereits erwähnt, diese Art von Motivation, die auf äußere Anreize setzt. Dazu zählen die Entlohnung, Gratifikationen und bestimmte Vorgaben sowie im negativen Sinn Bestrafungen in Form von Rügen, Abmahnungen und sogar Kündigungen. Diese Art der Motivation erweist sich als sehr schwach, da sie von außen aufgesetzt wird.
Wesentlich wertvoller ist die intrinsische Motivation, die von innen kommt, echte Begeisterung und Emotionen beinhaltet. Genau diese Art von Motivation ist entscheidend für den Unternehmenserfolg. Dennoch spielen auch extrinsische Faktoren eine Rolle. Denn manche davon können auch eine äußere Erscheinungsform von Anerkennung durch die Unternehmensführung sein. Wir werden bei den einzelnen Maßnahmen wieder darauf zurückkommen.
Wertschätzung als oberste Mitarbeitermotivation
Wir stellen die Wertschätzung über alle Einflussfaktoren der Mitarbeitermotivation, weil sie das Leitmotiv ist, unter das sich sämtliche Maßnahmen unterordnen lassen. Arbeitgeber sollten ihre Angestellten wertschätzen, weil ohne sie kein Unternehmen möglich wäre. Alles, was Führungskräfte zu einer echten Motivation beitragen können, steht im Zeichen der Wertschätzung.
Lob und Anerkennung
Diese beiden Aspekte geben die Wertschätzung der Führungskräfte am direktesten wieder. Liefern die Angestellten eine außerordentliche Leistung ab, die sämtliche Zielvorgaben übertrifft, ist ein Lob fällig. Dies kann im persönlichen Gespräch von Angesicht zu Angesicht beziehungsweise am Telefon oder auch per E-Mail geschehen. Besonderes Gewicht bekommt das Lob natürlich, wenn Chef oder Chefin eigens dafür im Büro erscheinen. Es sollte jedoch nicht zu inflationär eingesetzt, sondern Ausnahmeleistungen vorbehalten bleiben.
Die Anerkennung bezieht sich
auf die Gesamtleistung
Die Anerkennung bezieht sich nicht auf einen einzelnen Erfolg, sondern auf die Gesamtleistung der Mitarbeiter. Dies lässt sich zwar auch in Worte fassen, erfolgt aber im Gegensatz zum Lob nicht mit direktem Bezug, sondern meistens zu konkreten Anlässen. Die Weihnachtsfeier ist beispielsweise so eine Gelegenheit, den Angestellten Danke für ihren Einsatz zu sagen, einzelnen Mitarbeitern bei einem Firmenjubiläum oder einem runden Geburtstag.
Sie wollen Ihren Mitarbeitern Danke sagen und Sie wissen nicht, wie Sie das ausdrücken sollen? Sparen Sie sich Zeit und lassen Sie sich von unseren Textbausteinen inspirieren: Mit Dankesschreiben stilvoll Danke sagen: Textvorlagen für den Geschäftsalltag.
Es gibt jedoch auch noch andere Möglichkeiten, Anerkennung zu vermitteln: mit extrinsischen Maßnahmen wie Gehaltserhöhungen, Bonuszahlungen, Beförderungen und Sonderurlaub. Diese haben in den konkreten Zusammenhang gesetzt eine durchaus „intrinsische Wirkung“.
Vorbild für die Mitarbeitermotivation
Wir kommen auf die eingangs erwähnte Vorbildfunktion der Vorgesetzten zurück. Wie bei der Erziehung nutzen die weisesten Vorgaben nichts, wenn sie nicht exemplarisch vorgeführt werden. Die Führungskräfte müssen selbst das erfüllen, was sie von ihren Mitarbeitern erwarten. Sie müssen die Unternehmenskultur verinnerlichen und vorleben. Nur dann wirken die Führungskräfte glaubwürdig und können ihre Mitarbeiter motivieren.
Kommunikation und Mitarbeitermotivation
Die Kommunikation ist eine der wichtigsten Stellschrauben bei der Mitarbeitermotivation und gleichzeitig ein Bereich, in dem viele Pannen passieren. Besonders fatal wirkt es sich aus, wenn praktisch kaum eine Kommunikation stattfindet: Die Führungsetage trifft Entscheidungen, die sie intern nicht kommuniziert. Dadurch fühlen sich die Mitarbeiter übergangen, erfahren schlimmstenfalls aus der Pressemitteilung, was tatsächlich vor sich geht.
Transparente Kommunikation
baut Vertrauen auf
Die Mitarbeiter haben ein Recht darauf, über alle Neuerungen informiert zu werden, die ihren Arbeitsbereich betreffen. Unternehmensführungen, die bereits im Vorfeld transparent kommunizieren, bleiben im Dialog mit ihren Angestellten, geben und erhalten Feedback, bauen Vertrauen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl auf und stärken damit Mitarbeitermotivation, -zufriedenheit und -bindung.
Eine gute interne Kommunikation bedeutet zudem auch, dass die Angestellten bei ihren Vorgesetzten jederzeit ein offenes Ohr finden. Jeder sollte mit Sorgen oder Anregungen vorsprechen können. Regelmäßige Mitarbeitergespräche zeigen ebenfalls eine positive Wirkung – zumal, wenn der Chef persönlich auf den jeweiligen Angestellten eingeht, statt nach Schema F vorzugehen.
Positive Arbeitsumgebung
Dieser Punkt trägt einerseits dazu bei, dass sich die Mitarbeiter physisch und psychisch wohlfühlen. Andererseits drückt sich auch hier die so elementare Wertschätzung aus. Die Angestellten spüren, dass man sich über die Richtlinien des Arbeitsschutzes und ergonomische Prinzipien hinaus Gedanken über ihr Befinden gemacht hat.
Räumlichkeiten
Helle Büros, freundliche Farben, moderne Möbel und eine Küche oder ein Gemeinschaftsraum tragen dazu bei, dass sich Mitarbeiter gut aufgehoben fühlen.
Geschätzt werden zudem Extras wie Kantine oder andere Verpflegungsmöglichkeiten (Essensautomat, Lieferservice), kostenlose Getränke wie Kaffee, Tee und Mineralwasser, Küchengeräte wie Mikrowelle und Wasserkocher, gemütliche Sitzecken und Essplätze, Dekoration und Pflanzen, kostenlose Parkplätze.
Dabei handelt es sich nur auf den ersten Blick um reine Äußerlichkeiten. Zumindest unbewusst ist die dahinter steckende Wertschätzung spürbar.
Betriebsklima
Damit kommen wir zu dem Punkt, der den Befragten der Studie „Arbeitsmotivation 2019“ am wichtigsten war. Ein angenehmes Betriebsklima bedeutet positive Beziehungen zwischen Führungskräften und Angestellten, aber auch zwischen den Kollegen untereinander.
Die Chefetage kann einiges dazu beitragen – indem sie einen freundlichen, ruhigen Umgangston pflegt und durch die bereits angesprochenen Aspekte wie Vorbildfunktion, transparente Kommunikation sowie Lob und Anerkennung zu gegebenem Anlass.
Gemeinschaftliche Unternehmungen wie Ausflüge, Events und Betriebsfeiern stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl, die Identifikation mit der Firma und damit auch die Mitarbeitermotivation.
Fordern und Fördern
Jeder Mensch möchte auch auf sich selbst und das Erreichte stolz sein können. Und er will sich in der Regel weiterentwickeln. Deshalb ist es wichtig für eine dauerhafte Motivation, dass der Mitarbeiter seine Kompetenz immer wieder unter Beweis stellen kann. Er sollte also die Gelegenheit zum Aufstieg bekommen und mehr Verantwortung übernehmen können.
Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, benötigen die beförderten Angestellten auch eine entsprechende Weiterbildung in Form von Seminaren und Schulungen. Das ist nicht nur eine Investition in den Mitarbeiter. Vielmehr profitiert das Unternehmen auch durch die zusätzliche Expertise.
Passgenauer Einsatz
Nichts wirkt demotivierender als am falschen Platz zu sein. Achten Sie darauf, dass Ihre Mitarbeiter ihren Kenntnissen entsprechend eingesetzt werden, sich weder über- noch unterfordert fühlen. Wichtig ist auch die kollegiale Zusammenarbeit. Selbst bei einem noch so positiven Betriebsklima gibt es mitunter zwei, die „nicht miteinander können“. Die beiden sollten dann nicht unbedingt Hand in Hand arbeiten.
Nichts wirkt demotivierender
als am falschen Platz zu sein
Auch wenn alles passt: Der schönste Job kann auf Dauer langweilig werden, wenn er nur noch von Routine geprägt ist. Derartig geplagten Mitarbeitern sollte man nach Möglichkeit den Wechsel in eine andere Abteilung oder die Mitarbeit an einem Projekt anbieten.
Work-Life-Balance und Gesundheit
Zwei Bereiche, die heute eine große Rolle spielen. Verantwortungsbewusste Arbeitgeber haben das im Zuge von Achtsamkeit und Nachhaltigkeit im Blick. Sie unterstützen ihre Mitarbeiter darin, berufliche und private Pflichten aufeinander abzustimmen sowie für ihre Gesundheit vorzusorgen. Diese Fürsorge erhöht sowohl die Leistungsfähigkeit als auch die Motivation der Mitarbeiter.
Zur Work-Life-Balance tragen Möglichkeiten zu Teilzeitarbeit und Homeoffice sowie flexible Arbeitszeiten und Unterstützung bei der Kinderbetreuung bei.
Die Gesundheitsvorsorge kann bestehen aus verschiedenen Sportangeboten wie Pilates und Yoga, Massagen, Kuraufenthalten, einem betriebseigenen Gesundheitsmanagement, Obstkisten und kostenlosem Mineralwasser.
Der US-amerikanische Psychologe Dan Ariely führte für sein Buch Payoff: The Hidden Logic That Shapes Our Motivations eine Studie in einer Halbleiterfabrik von Intel in Israel durch. Drei Testgruppen bekamen je eine andere Belohnung versprochen, im Anschluss wurde die Motivation gemessen.
Eine Zahlung von 30 US-Dollar stellte sich als Verlierer unter den Belohnungen heraus. Wesentlich motivierender wirkte ein Lob vom Vorgesetzten, das allerdings von Gratis-Pizza übertroffen wurde. Der Erfolg der Pizza ist auf den ersten Blick um so erstaunlicher, als man sich für 30 Dollar eine deutlich größere Menge selbst kaufen könnte. Es geht also tatsächlich nicht ums Geld, sondern die Wertschätzung. Das Bestellen einer Pizza vermittelt den Eindruck, die Vorgesetzten haben sich überlegt, womit sie den Angestellten eine Freude bereiten könnten. Außerdem wirkt sich das gemeinsame Essen einer Pizza positiv auf den Teamgeist aus. Das zählt mehr als der bloße Geldwert.
Tipps für noch mehr Mitarbeitermotivation
Oft sind es nur Kleinigkeiten, die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern ausdrücken und deren Motivation teils erheblich steigern können. Hier ein paar Beispiele von mehr oder weniger aufwendigen Maßnahmen und Aktionen:
- Überraschungen: Bieten Sie Ihren Mitarbeitern einmal etwas Außergewöhnliches: Laden Sie zu einem Ausflug ein, besuchen Sie gemeinsam eine Kinovorstellung, verschenken Sie einen Gutschein eines beliebten Anbieters etc. Das muss nicht teuer sein. Was zählt, ist der Wille, Freude zu bereiten.
- Aufmerksamkeiten: Ein ähnliches Prinzip verbirgt sich hier. Wer freut sich nicht über einen kleinen Lebkuchen in der Vorweihnachtszeit oder ein erfrischendes Eis im Sommer. Hin und wieder eine dieser kleinen Aufmerksamkeiten wirkt sich positiv auf Betriebsklima und Mitarbeitermotivation aus.
- Persönliches: Schön, nicht nur eine Nummer zu sein, sondern als Mensch wahrgenommen zu werden. Was in kleinen Unternehmen eine Selbstverständlichkeit ist, geht in großen Firmen oft mal unter. Dabei tut es immer gut, persönlich gemeint zu sein. Gratulationen zum Geburtstag oder anderen privaten Ereignissen fallen in diese Kategorie, oder Nachfragen, wie der Urlaub in dieser Region war, die sich der Chef auch noch gemerkt hat.
- Einheitliche Kleidung: Für alle gleiche T-Shirts im Corporate Design signalisieren die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Unternehmen und die Zusammengehörigkeit zwischen allen Angestellten. Es motiviert ungemein, (wertgeschätzter) Teil einer größeren Gemeinschaft zu sein (s. auch T-Shirt-Sprüche für Unternehmen – aufmerksamkeitsstark und werbewirksam).
- Rat einholen: Viele wachsen innerlich einige Zentimeter, wenn ihre Expertise gefragt ist. Indem er sich Rat einholt, signalisiert der Vorgesetzte, dass er die Kompetenz des Mitarbeiters anerkennt und Wert auf seine Meinung legt. Das kann einen wahren Motivationsschub auslösen.
Quellen: Gabler Wirtschaftslexikon (https://wirtschaftslexikon.gabler.de), Manpower Group Deutschland (https://www.manpowergroup.de)
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