Aller Anfang ist schwer. Ganz besonders, wenn man ein eigenes Unternehmen aufbauen will. Den Start kann man sich deutlich erleichtern, indem man auf ein bereits bewährtes Geschäftskonzept zurückgreift. Die Marke ist etabliert, bestenfalls weithin bekannt, die Infrastruktur steht, und Schulungen gibt es in den meisten Fällen auch. Franchising nennt sich dieses Geschäftsprinzip, das Antworten auf viele Fragen beim Einstieg ins Unternehmertum liefert. Aber eben nicht auf alle, denn ein paar der anfänglichen Herausforderungen bleiben bestehen. Außerdem kommen beim Franchising neue Aspekte hinzu, die vielleicht nicht jeder angehende Franchisenehmer auf dem Schirm hat.
Inhaltsverzeichnis
- Franchising: Definition
- Franchise-Arten
- Vorteile des Franchising
- Nachteile des Franchising
- Beliebte Anfängerfehler
- Den passenden Franchisegeber finden
Franchising: Definition
Franchising ist ein partnerschaftliches Vertriebssystem, das aus mindestens zwei Parteien besteht: dem Franchisegeber und einem oder mehreren Franchisenehmern.
Der Franchisegeber stellt den Franchisenehmern das Geschäftskonzept, das bereits erfolgreich auf dem Markt etabliert wurde, gegen eine Gebühr zur Verfügung. Die Franchisenehmer dürfen dann den Markenname und die Infrastruktur für die Dauer des geschlossenen Vertrags nutzen. Im Deutschen entspricht das Franchising der Lizenzvergabe. Die beteiligten Parteien sind somit Lizenzgeber und Lizenznehmer.
Arten des Franchising
Es gibt viele verschiedene Franchising-Arten wie beispielsweise Mehrfach-Franchising und Master-Franchising. Gängig ist jedoch die Einteilung in drei Grundtypen:
1. Produktfranchising
Der Franchisenehmer bekommt genaue Anforderungen und Anleitungen, nach denen er die Produkte selbst herstellt und vertreibt. So funktioniert beispielsweise das System von Coca-Cola und vieler anderer Produzenten von Flüssigkeiten, deren Lizenznehmer Abfüllanlagen betreiben.
2. Vertriebsfranchising
Bei dieser ältesten Franchiseform vertreibt der Franchisenehmer unter dem Namen des Franchisegebers – nach festen Vorgaben bezüglich der Ladenausstattung und der Organisation – dessen gesamte Produktpalette oder eine Auswahl davon. Zu diesem Typ zählen unter anderem Anbieter aus der Modebranche wie zum Beispiel Tom Tailor oder S. Oliver. Auch in den Sparten Baumarkt, Tiernahrung und in vielen weiteren Branchen ist dieser Franchisetyp weit verbreitet. Die Partnerschaft besteht meist aus einem Großhändler und mehreren Einzelhändlern.
3. Dienstleistungsfranchising
Das Dienstleistungsfranchising bietet eine besonders breite Palette: Vertreten sind Fastfoodanbieter wie McDonalds und weitere Gastronomie- und Hotelketten genauso wie Autovermietungen, Anbieter aus dem Bildungs-, Fitness-, Schönheits- und Gesundheitssektor. Die Lizenznehmer bieten die entsprechenden Dienstleistungen unter dem Namen des Lizenzgebers an und haben sich dabei an strenge Vorgaben zu halten.
Vorteile des Franchising
Wer zum Franchisenehmer wird, kann viele Anlaufschwierigkeiten bei der Unternehmensgründung umgehen und kann sozusagen gleich in medias res starten. Die Vorteile auf einen Blick:
- Eine bereits etablierte Marke bedeutet einen vom Start weg hohen Bekanntheitsgrad. Dieser erhöht die Aussichten, schon in der Startphase gute Umsätze zu erwirtschaften.
- Die Franchisenehmer können auf das Wissen und die Branchenkenntnis ihres Franchisegebers zurückgreifen. Das kann einige schlechte Erfahrungen und hohes Lehrgeld verhindern.
- In vielen Fällen sorgen Schulungen für die nötige Fach- und Produktkenntnis.
- Im Normalfall kann die komplette Infrastruktur genutzt werden: Die Franchisenehmer profitieren von Marketing, diversen Serviceleistungen und besseren Einkaufskonditionen als im Alleingang.
- Auch um die Kreditwürdigkeit ist es mit einem Partner, der sich schon auf dem Markt etabliert hat, meistens besser bestellt.
Nachteile des Franchising
Auch wenn das Franchising viele Vorteile bietet, sollten die Nachteile nicht außer Acht gelassen werden. Diese können beim Franchising extreme Auswirkungen haben, weshalb man vor Abschluss eines Vertrags am besten einen Fachanwalt konsultieren sollte.
- Es ist schwierig dem Franchise-Unternehmen eine eigene Note zu geben. Die engen Vorgaben lassen normalerweise keinen Gestaltungsspielraum.
- Manche Verträge enthalten zusätzliche Klauseln, welche die Franchisenehmer weiter einengen. So gibt es mitunter zum Beispiel Vorschriften, die vorgeben, mit welchen Putzmitteln die Geschäftsräume zu reinigen sind. Diese Putzmittel sind dann auch ausschließlich über den Franchisegeber zu beziehen.
- Wie jeder, stellen sich auch Franchisegeber im besten Licht dar. Das bedeutet, dass in der Verhandlungsphase auch geschönte Gewinnprognosen auf den Tisch kommen. Diese Vorhersagen basieren zwar auf echten Zahlen, sind aber unter Umständen in Bezug auf Standort oder andere Bedingungen nicht vergleichbar.
- Die Franchisegeber erhalten meistens weniger Unterstützung, als sie bei Vertragsabschluss annehmen. So gibt es im Regelfall keine Beratung für die Standortsuche und keine Gnade bei finanziellen Engpässen oder Umsatzschwächen.
- Franchising bedeutet in den allermeisten Fällen keine ausgeglichene Partnerschaft. Der Franchisegeber befindet sich in der deutlich stärkeren Position. Da Franchising in Deutschland eine vergleichsweise junge Geschäftsform ist, gibt es kaum Transparenz und keine Rechtssicherheit.
Beliebte Anfängerfehler beim Franchising
Franchising ist gerade für gänzlich unerfahrene Neuunternehmer eine verlockende Angelegenheit. Die Beteiligung an einer eingeführten Marke lässt vom Start weg auf gute Umsätze hoffen. Die Wirklichkeit sieht oft anders aus. Für ein Scheitern sind in erster Linie zwei Faktoren verantwortlich, die für sich genommen schon fatal sind, in Kombination aber das sichere Aus bedeuten:
Standort falsch wählen
Eine bekannte Marke allein genügt nicht, um ausreichend Kunden anzuziehen. Das Ladengeschäft muss an einer hochfrequentieren Stelle liegen, um mit entsprechend viel Laufkundschaft gleich zu Beginn eine hohe Kundenzahl zu erreichen.
Solche 1a-Lagen sind natürlich wesentlich teurer als die zweite Reihe oder gar noch weiter entfernte Objekte. Diese zusätzlichen Ausgaben scheuen Neuunternehmer meistens und sparen damit am falschen Ende. Es kommen zu wenige Kunden, die Mund-zu-Mund-Propaganda läuft nicht an.
Oft nicht richtig bedacht, werden zudem die Parkmöglichkeiten. Wer schwer zu transportierende Produkte wie zum Beispiel aus dem Bau- und Gartencenter oder aus dem Tierbedarf anbietet, muss dafür sorgen, dass die Kunden direkt am Ladenlokal ausreichend Parkplätze zum bequemen Ein- und Ausladen vorfinden.
Im Idealfall befindet sich das Geschäft dort, wo Menschen ohnehin einkaufen: kleinere Läden in einer Fußgängerzone, große Geschäfte mit Parkplatzbedarf bei einem Einkaufszentrum. Das Angebot außen herum sollte das eigene ergänzen, aber keine direkte Konkurrenz darstellen.
Kostenfallen übersehen
Die anfallenden Kosten sind auf den ersten Blick nicht so leicht überschaubar. Da ist zum einen die Einstiegsgebühr, die sich in der Regel im fünfstelligen Bereich bewegt. Zudem muss der Franchisenehmer die vorgegebene Ausstattung und Einrichtung aus eigener Tasche finanzieren. Die Kosten hierfür liegen normalerweise deutlich über der Einstiegsgebühr. Schließlich ist an den Franchisegeber meistens eine fortlaufende Gebühr zu zahlen, die einen vertraglich festgelegten Prozentsatz des Umsatzes ausmacht.
Dazu kommen die Ausgaben für Miete, Betriebskosten und Personal. Wer sich verkalkuliert oder den Gewinnprognosen des Franchisegebers blind vertraut, steht bald vor weiteren Schulden.
Den passenden Franchisegeber finden
Nahezu in allen Branchen finden sich inzwischen Franchise-Systeme – angefangen bei Baumärkten, über Immobilien und Sicherheitstechnik bis hin zum Weiterbildungssektor. Im Vorfeld sollte man sich aufgrund der eigenen Vorlieben schon für eine bestimmte Branche entschieden haben.
Bei der Suche nach einem passenden Partner helfen spezialisierte Datenbanken wie beispielsweise die vom Deutschen Franchiseverband. Hier finden sich rund 300 Franchise-Systeme, die sich nach mehr als 20 Branchen und nach Investitionssumme filtern lassen. Eine ähnliche Suche bietet auch das Franchiseportal an.
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