Unter dem Begriff Corporate Publishing sammeln sich ganz allgemein alle Inhalte, die ein Unternehmen veröffentlicht. Im engeren Sinne verstehen wir darunter jedoch in erster Linie journalistisch aufbereitete Inhalte. Es geht also um Content. Der muss die richtigen Leute erreichen und diesen einen Mehrwert bieten.
Inhaltsverzeichnis:
- Warum Corporate Publishing?
- Corporate Publishing – gedruckt und online
- Medien und Kanäle beim Corporate Publishing
- Online-Medientypen beim Corporate Publishing
- Inhalte für Corporate Publishing
- Corporate Publishing im Corporate Design
- Corporate Publishing im eigenen Unternehmen
Warum Corporate Publishing?
Die Bedeutung von Content müssen wir nicht mehr diskutieren. Im Grunde betreibt nach der einfachen Definition jedes Unternehmen in irgendeiner Form Corporate Publishing. Wenn auch nicht immer planvoll. Und genau damit verschenken besonders kleinere Unternehmen oft wertvolles Potenzial.
Wenn wir Corporate Publishing im engeren Sinn als strategische Vorgehensweise begreifen, lässt sich die Schlagkraft deutlich erhöhen. Die Marketingziele im Blick sollten wir für unsere Content eigene Kanäle (unter anderem Homepage, Kundenmagazine und Social-Media-Auftritte) nutzen sowie Erwähnungen und Verlinkungen in fremden Kanälen planen.
Stimmen wir zudem unsere einzelnen Publikationen passgenau auf die Zielgruppen und untereinander ab, können wir wichtige Synergieeffekte in der Kommunikation nutzen. Damit erhöhen wir den Bekanntheitsgrad des Unternehmens und die Reichweite, können unser Image beeinflussen und damit letztlich mehr Kunden gewinnen und höhere Umsätze generieren.
Corporate Publishing – gedruckt und online
Unternehmenspublikationen gab es anfangs selbstredend nur in gedruckter Form: unter anderem Geschäfts- und Jahresberichte, Kundenzeitschriften und Jubiläumsschriften. Inzwischen liegen die meisten Publikationen auch digital vor, manche davon sogar ausschließlich.
Für viele Unternehmen ist es auch eine Kostenfrage, ob man beispielsweise das Kundenmagazin drucken lässt oder lediglich per PDF an die Klientel verschickt. Es kann sich dennoch auszahlen, auf die zunächst teurere Variante zu setzen. In welchen Fällen ist das so? Das hängt von mehreren Faktoren wie Branche, Produktart und den Zielgruppen ab.
Beide „Welten“ nutzen
Wie wir in den weiteren Abschnitten sehen werden, sollte man sowohl die Online- als auch Offline-Möglichkeiten ausschöpfen. Das allerdings aber immer nur, wo es sinnvoll ist. Lassen Sie zum Beispiel ein Dokument, das häufig von Ihrer Homepage heruntergeladen wird, auch mal zum Test drucken. Bieten Sie Ihrer Klientel den Online-Ratgeber mal im praktischen Taschenformat zum Mitnehmen an.
Umgekehrt stellt sich vielleicht auch heraus, dass Ihre Kunden das bislang gedruckte Magazin lieber auf dem Mobiltelefon lesen möchten. Eventuell will das aber nur ein Teil von Ihnen. Die Mehrheit möchte weiterhin richtig blättern können. Manches macht sich besser digital, manches gedruckt. Und bei einigen Publikationen fahren Sie am besten zweigleisig.
Drei Zahlen zu Corporate Publishing
3,3 Mrd. Euro Nettvolumen von Werbung im Corporate Publishing (Digital) 2021
28,9 Mio. verbreitete Auflage der Kundenzeitschriften in Deutschland, 2021
7,4 Mio. höchste verbreitete Auflage in Deutschland im 3. Quartal 2022 (Apotheken-Umschau, Kombi A+B)
(Quelle: statista.com)
Medien und Kanäle beim Corporate Publishing
Wir betrachten uns einzelne Publikationsarten genauer und gehen – sofern vorhanden – jeweils auf die Online- und Print-Variante ein
Geschäftsbericht
Kapitalgesellschaften kommen nicht darum herum. Sie müssen einen Geschäftsbericht veröffentlichen und in elektronischer Form beim Bundesanzeiger vorlegen. Neben dem Pflichtteil findet sich Platz für freiwillige Angaben. Diese lassen sich geschickt zur Imagepflege nutzen (lesen Sie dazu auch Geschäftsbericht als Marketinginstrument).
Ihren Stakeholdern können Sie den Geschäftsbericht digital auf Ihrer Homepage zur Verfügung stellen. Soll die Publikation gleichzeitig als Imagebroschüre dienen, kann ein Druck sinnvoll sein.
Imagebroschüre
Sie können zwar auch Ihren Geschäftsbericht für Ihre Reputation einsetzen. Mit einer expliziten Imagebroschüre sind Sie aber wesentlich freier in der Gestaltung. Wenn Sie den hohen Aufwand für solch eine Publikation betreiben, sollten Sie diese sowohl digital als auch gedruckt zur Verfügung stellen: Für Kunden am Anfang ihrer Customer Journey zum Lesen und Download auf der Homepage und für etablierte Stakeholder wie Stammkunden und Partner auch in gebundener oder gehefteter Form (s. auch Imagebroschüre erstellen – Tipps zu Aufbau, Inhalt und Optik).
Die Printversion kostet mehr, bietet dafür aber auch unschlagbare Vorteile: Sie wirkt wertiger und findet bei attraktivem Inhalt und ebensolcher Aufmachung auch einen Platz im Regal des Stakeholders. Dabei muss sie noch nicht einmal teuer sein. Denn Sie können Broschüren auch in Kleinauflagen drucken lassen.
Kundenmagazin
Mit einem Kundenmagazin können Sie Ihrer Klientel großen Mehrwert bieten und die Kundenbindung stärken. Hier gilt Ähnliches wie für die Imagebroschüre: Es hat sowohl in einer Printvariante als auch digital seine Daseinsberechtigung.
Online hat den Vorteil, dass Sie auf aktuelle Änderungen rascher eingehen und generell Ihre Inhalte flexibler halten können. Denkbar ist auch ein ausführliches Kundenportal, auf dem sich verschiedene journalistische Rubriken wie beispielsweise „Hintergrund“ und „Nachgefragt“, aber auch Service-Hinweise finden lassen.
Größeren Eindruck macht natürlich eine gebundene Version, nicht zuletzt dank ihrer Haptik. Im Idealfall bieten Sie das Kundenmagazin als PDF zum Herunterladen auf Ihrer Firmen-Webseite an. Das lässt sich dann ergänzend auch in der gewünschten Auflage drucken. Mehr Informationen dazu lesen Sie in Kundenmagazin zielgerichtet einsetzen.
Mitarbeitermagazin
Während eine Kundenzeitschrift alle externen Stakeholder (eben nicht nur die Kunden, sondern auch Kooperationspartner und Investoren) anspricht, richtet sich ein Mitarbeitermagazin explizit nur an die eigene Belegschaft.
Das Mitarbeitermagazin kann als E-Mail-Anhang geschickt, im Intranet veröffentlicht oder als gedrucktes Magazin verteilt werden. Welche Variante am besten passt, entscheidet die Unternehmenskultur. Das junge Start-up mit einem Internet-Business wird sich wohl für eine digitale Variante entscheiden, das Großunternehmen mit unterschiedlichen Zielgruppen innerhalb der Belegschaft vielleicht für gedruckte Exemplare.
Wie die einzelnen Möglichkeiten aussehen und welche Inhalte dafür infrage kommen, lesen Sie in Mitarbeitermagazin für mehr Identifikation mit dem Unternehmen.
Blog im Corporate Publishing
Hier haben wir ein reines Online-Medium. Ein Blog (ursprünglich Web-Tagebuch) kann für sich allein stehen oder auf einer Homepage integriert sein. Im Gegensatz zu einem Online-Magazin kann ein Blog teils auch recht persönliche Beiträge von Mitarbeitern enthalten und bietet Möglichkeiten zur Interaktion – per Fragen durch die Leser und Kommentarfunktion.
Bei Unternehmensblogs besteht die Herausforderung darin, die Balance zwischen professionell und menschelnd zu halten. In jedem Fall sollten Informationen nicht zu kurz kommen. Schließlich erwarten die Nutzer einen Mehrwert.
Ratgeber
Praktische Tipps geben bei diesem Medium den Ton an. Dabei kann es sich um die Anwendung erklärungsbedürftiger Produkte handeln. Infrage kommen aber auch Ratschläge, die sich auf das Umfeld Ihres Angebots beziehen oder sich zumindest in Beziehung setzen lassen. Wer beispielsweise Koffer vertreibt, kann Tipps zur Reiseapotheke oder praktische Informationen zu bestimmten Urlaubsländern geben.
Ist die Klientel hauptsächlich online unterwegs, schätzt sie einen digitalen Ratgeber, gerne auch für mobile Endgeräte optimiert. Gedruckte Ratgeber ergeben Sinn bei länger gültigen Tipps. Die lassen sich zudem werbewirksam auslegen und verbleiben länger in Haushalten und Handtaschen.
Fachartikel
Präsentieren Sie Ihre Expertise in fundierten Artikeln. Diese können sowohl online als auch offline erscheinen, in eigenen Publikationen oder in Fachmagazinen. So machen Sie sich vor allem bei komplexen Themen und im B2B-Bereich einen Namen. Je höher der Informationsgehalt desto höher auch die Wahrscheinlichkeit, von anderen zitiert zu werden. Das verbessert zudem Ihren Expertenstatus im Suchmaschinen-Ranking.
Whitepaper
Noch eine Stufe weiter, gehen Sie mit einem Whitepaper. Das ist ein Dokument von etwa fünf bis zwanzig Seiten Umfang zu einem bestimmten Thema. Dabei geht es um komplexe Vorgänge oder ein Problem. In verschiedenen Kapiteln schildern Sie die Ausgangslage und mögliche Lösungen. In das Whitepaper können auch passende, bereits erschienene Fachartikel Eingang finden.
Whitepaper stehen normalerweise auf der Unternehmenshomepage zum Download zur Verfügung. Üblich ist häufig eine Registrierung, um Leads zu generieren. Eine gedruckte Version bietet sich für Ladenlokale und Veranstaltungen an. Wie Sie ein Whitepaper erstellen, gestalten und welche Themen dafür infrage kommen, lesen Sie hier: Das Whitepaper: Marketing-Werkzeug für B2B.
Online-Medientypen beim Corporate Publishing
Das PESO-Modell mit Paid, Earned, Shared und Owned Media bringt auf den Punkt, welche Medientypen generell online zur Verfügung stehen. Es basiert auf dem einfacheren Modell von Daniel Goodall, das aus Owned Spaces, Bought (Paid) Spaces und Earned Spaces bestand.
Mit der zunehmenden Bedeutung der sozialen Medien erfuhr das Modell eine Ergänzung um den Shared-Bereich. Welche Medien sich den Bereichen jeweils zuordnen lassen und welche Schnittmengen es untereinander gibt, zeigt ein umfangreicheres Modell der Agentur Klickwerkstatt.
Beim Corporate Publishing spielen hauptsächlich Owned, Earned und Shared Media eine Rolle. Da es sich um redaktionelle Inhalte handelt, fallen Anzeigen, Advertorials und bezahlte Berichterstattung hier in der Regel weg.
Die relevanten Bereiche für Corporate Publishing:
- Owned Media: eigene Webseiten, Blogs, E-Mails, Unternehmensauftritte in sozialen Medien und auf anderen Webseiten (beispielsweise Plattformen für Fachartikel)
- Earned und Shared Media: nicht bezahlte Berichterstattungen, Zitate und Verlinkungen auf fremden Seiten zu den eigenen Inhalten
Inhalte für Corporate Publishing
Corporate Publishing kommt zwar im Marketing zum Einsatz, umfasst jedoch nur journalistisch-redaktionelle Texte. Das heißt, der Mehrwert für die Leser beziehungsweise Nutzer steht im Vordergrund. Sie müssen also wissen, was Ihre Stakeholder brauchen und schätzen. Und wie Sie diese Bedürfnisse und Wünsche bedienen können.
Relevanter Content
„Content is king“ beschreibt nur die halbe Wahrheit. Beim heutigen Überangebot ist es entscheidend, dass sich Inhalte von der Masse abheben. Unique Content lautet hier das Zauberwort: Exklusive Informationen besitzen im Journalismus schon immer den höchsten Stellenwert. Verfügen Sie über solche, sollten Sie diese schnellstmöglich vermarkten. Ihre Urheberschaft muss klar sein, damit andere Ihr Unternehmen zitieren.
Unique Content lässt sich aber auch ohne exklusives Wissen erzeugen. Bereiten Sie die Inhalte anders auf, stellen Sie neue Zusammenhänge her oder seien Sie bei aufkommenden Trends einfach schneller als die Konkurrenz.
Wie Sie passende Themen finden und noch einiges mehr lesen Sie in Content Marketing – zielgerichtete Inhalte erstellen.
Zielgruppen beim Corporate Publishing
Auf jeden Fall sollten Sie für Ihre Adressaten den Content sortieren und gewichten. Denn Inhalte müssen die Zielgruppen passgenau ansprechen und von diesen auch gefunden werden. Da geht es zum einen darum, die Kunden an der entscheidenden Stelle der Customer Journey abzuholen.
Zum anderen haben Sie auch weitere Stakeholder wie Mitarbeiter, Kooperationspartner und Presse. Mit manchen Medien sprechen Sie vordergründig eine dieser Gruppen an, transportieren damit aber auch an die anderen Stakeholder Informationen.
Kunden
Diese Zielgruppe ist meistens am besten durchleuchtet. Durch eigene Daten sowie Marktforschungsergebnisse und im Idealfall auch einer Zielgruppenanalyse wissen Sie vermutlich eine ganze Menge über Ihre Klientel. Wie könnten Sie dieser mit Informationen einen Mehrwert bieten?
Erklärungsbedürftige Produkte machen eine Reihe von Publikationen möglich: Ratgeber, Whitepaper sowie verschiedene Broschüren, Podcasts und Erklärvideos. Was theoretisch immer möglich ist: ein Kundenmagazin. Mit etwas Kreativität lassen sich für jedes Angebot passende Themen finden. Wichtig dabei ist vor allem, dass Ihre Kunden in ihren Medien alles finden, was sie rund um Ihre Produkte wissen möchten. Lassen Sie dabei hin und wieder Experten zu Wort kommen. Die dürfen dabei auch gerne aus dem eigenen Haus sein.
Kooperationspartner und Investoren
Die Ansprüche dieser Stakeholder müssen Sie bei allen externen Publikationen immer mitdenken. Denn Partner und Investoren werden sich laufend und auch im Vorfeld einer Kooperation ausführlich mit Ihrem Unternehmen auseinandersetzen. Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang natürlich Geschäftsberichte.
Zur Information herangezogen werden aber auch andere Veröffentlichungen wie Imagebroschüren und Kundenmagazine. Bei letzteren sprechen Sie zwar direkt die Kunden an, sollten Ihr Unternehmen aber auch für Partner und Investoren interessant machen. Relevante Geschäftszahlen machen sich deshalb auch in einem Kundenmagazin gut – nicht nur, wenn es um B2B geht.
(Potenzielle) Mitarbeiter
Auch interne Publikationen zählen zum Corporate Publishing. Das ist vor allem schon deshalb sinnvoll, weil sie oft nicht so intern bleiben wie gemeinhin gedacht. Gedruckte Mitarbeitermagazine beispielsweise liegen offen herum, wenn Besuch ins Büro kommt. Mitarbeiter nehmen ihr Exemplar mit nach Hause oder erzählen im Freundeskreis von den Inhalten, leiten digitale Ausgaben weiter. So fungieren Ihre Angestellten als Multiplikatoren.
Auf Umwegen erfahren deshalb auch Bewerber von einem eventuellen Mitarbeitermagazin. Die Tatsache, dass es überhaupt eines gibt, wirkt sich bereits positiv aus. Gehen Sie in der Publikation sensibel auf die Belange Ihrer Angestellten ein, zieht das auch benötigten Nachwuchs an. Speziell für diese Zielgruppe lassen sich online auch noch zusätzliche Informationen bereitstellen. Mehr Anregungen finden Sie unter Employer-Branding-Maßnahmen – So angeln Sie sich qualifizierte Mitarbeiter.
Medienschaffende
Pressevertreter stehen oft unter zeitlichem Druck. Sie sind dankbar für schnell verfügbare und übersichtlich aufbereitete Informationen. Denken Sie deshalb bei all ihren frei zugänglichen Publikationen an einen logischen Aufbau und bei größerem Seitenumfang an ein Inhaltsverzeichnis.
Je leichter Sie es den Medienschaffenden machen, desto ausführlicher kann eine Berichterstattung über Ihr Unternehmen ausfallen. Belastbare Zahlen und Fakten sollten grafisch vom Fließtext hervorgehoben werden. Dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie in den Beiträgen der Journalisten auftauchen.
Dabei sind die Medienschaffenden (und Blogger) Multiplikatoren für Inhalte, die letztlich bei einem Fachpublikum oder der breiten Masse ankommen. Die Öffentlichkeit und deren mögliche Reaktionen sollte man also auch miteinkalkulieren.
Corporate Publishing im Corporate Design
Da hinter Corporate Publishing in der Regel keine gemeinnützigen Vereine, sondern kommerzielle Unternehmen stehen, dient der Content keinem Selbstzweck. Sie wollen mit Ihren Stakeholdern interagieren. Dazu müssen Sie möglichst niedrigschwellige Kontaktmöglichkeiten bieten.
Außerdem müssen Ihre Kunden erkennen, dass die Inhalte von Ihrem Unternehmen stammen. Auffälliges Branding ist deplatziert. Eine einheitliche Farbgebung und/oder wiederkehrende dezente Gestaltungselemente sind hingegen sinnvoll. Das ist vor allem dann anzuraten, wenn Sie verschiedene Kanäle bedienen. Mit Ihrem Coporate Design machen Sie kenntlich, welche Publikationen (online und offline) zusammengehören.
Corporate Publishing im eigenen Unternehmen
Der Begriff Corporate Publishing dient dazu, vor allem Neugründer etwas zu überrollen. Wie bei allen derartigen Bezeichnungen lässt sich aber reichlich heiße Luft herausnehmen. Und zwar indem man sich einfach Schritt für Schritt an die Umsetzung des eigenen Corporate Publishing macht.
Analyse, Bestandsaufnahme und Zuständigkeit
Ganz am Anfang steht wie erwähnt die Frage nach den Zielgruppen. Wen sprechen Sie mit Ihrem Portfolio an? Was interessiert diese Stakeholder rund um Ihr Angebot? Wie können Sie diesen einen Mehrwert bieten? Eventuell haben Sie ja bereits eine Zielgruppenanalyse durchgeführt und sogar Personas erstellt. Falls nicht, müssen Sie spätestens Ihre Adressaten unter die Lupe nehmen.
Die erste entscheidende Frage zur Bestandsaufnahme lautet: Was ist bereits da? Haben Sie schon Publikationen? Überprüfen Sie diese auf Aktualität und Relevanz. Online-Inhalte lassen sich quasi sofort auf den neuesten Stand bringen, Offline-Medien bei der nächsten Drucklegung. Achten Sie dabei darauf, bestehende und zukünftige Veröffentlichungen aufeinander abzustimmen: von den enthaltenen Aussagen und der Gestaltung.
Was ist möglich? So heißt die zweite Frage der Bestandsaufnahme. Richten Sie Ihre Strategie danach aus, was Sie finanziell und personell leisten können. Selbstverfasste Inhalte auf der eigenen Homepage beispielsweise verursachen keine externen Kosten, erfordern aber zeitlichen Aufwand für Erstellung, Pflege und Auswertung. Legen Sie fest, wer beim Corporate Publishing die Fäden in der Hand halten soll und wieviel Zeit dafür nötig ist.
Ziele formulieren
Reichweite erhöhen? Bekanntheitsgrad steigern? Image verbessern? Neue Kunden gewinnen? Setzen Sie sich Ziele und einen Zeitrahmen, in dem Sie diese erreichen wollen. Planen Sie mit ein, mit welchen Kennzahlen Sie die Erreichung der Ziele kontrollieren werden.
Medien und Kanäle festlegen
Unabhängig für wen Sie welche Inhalte produzieren: Die eigene Homepage ist der natürliche Ausgangspunkt für modernes Corporate Publishing. Hier können Sie vom Geschäftsbericht bis zum Whitepaper alles zum Download anbieten. Auch Podcasts und Videos sowie „lebendige“ Publikationen wie Online-Magazin und Blog finden auf der Unternehmensseite ihren Platz. Neuveröffentlichungen können Sie zudem als PDF per E-Mail in Form als Newsletter an Ihre Stakeholder verschicken.
Prüfen Sie, welche sozialen Medien für Ihre Zielgruppen relevant sind. Bei den wichtigsten ist ein eigener Unternehmensauftritt sinnvoll. Dieser erfordert allerdings nicht nur auf die jeweilige Plattform abgestimmte Inhalte, sondern muss auch betreut werden. Das kann sich unter Umständen sehr zeitintensiv gestalten.
Gedruckte Medien sollten Sie bei bestimmten Zielgruppen unbedingt miteinplanen. Vielversprechend sind sie auch bei Publikumsverkehr, Veranstaltungen und wenn Sie eine höhere Wertigkeit Ihrer Inhalte erzielen wollen. Nachdem jahrelang Printmedien auch online verfügbar gemacht wurden, gibt es inzwischen oft auch die umgekehrte Vorgehensweise: Ehedem rein digitale Publikationen gehen in Druck und erschließen dadurch neue Zielgruppen.
Konzentrieren Sie sich zum Start auf Ihre Homepage, aber setzen Sie dann auf Vielseitigkeit. Lediglich ein Kanal reicht für ein erfolgreiches Corporate Publishing normalerweise nicht aus.
Verbreitung und Verteilung
Content muss nicht nur vorhanden sein, sondern auch gefunden werden. Das geschieht meistens nicht von allein. Gerade wenn Sie noch nicht so lange auf dem Markt sein sollten, müssen Sie für Verbreitung sorgen. Arbeiten Sie bei Ihren Publikationen im Internet SEO-konform, damit diese möglichst viel Aufmerksamkeit bekommen und weiterverbreitet werden.
Denken Sie zudem an Multiplikatoren. Das können Journalisten oder Blogger sein, die eigenen Mitarbeiter, die Beiträge posten, oder auch Kunden und Geschäftspartner. Sammeln Sie Backlinks von relevanten und hochwertigen Seiten.
Gedruckte Medien können Sie in Ihrem Ladenlokal auslegen – sofern vorhanden. Ansonsten müssen Sie sich Vertriebswege suchen. Lässt sich zum Beispiel das Kundenmagazin einem Paket beilegen oder muss es gesondert per Post verschickt werden? Diese Kosten sollten Sie bei Ihrer Kalkulation nicht vergessen.
Themen planen
Bei diesem Schritt gehen wir noch einmal zur Bestandsaufnahme zurück. Welche Themen ergeben sich in Ihrem Unternehmen selbst? In Großunternehmen gibt es häufig berichtenswertes aus einer Abteilung. Da kann zum Beispiel ein Lagerarbeiter in einer Reportage im Kundenmagazin seinen Arbeitsalltag schildern, in der folgenden Ausgabe ist eine andere Abteilung an der Reihe.
Aber auch in kleinen Unternehmen finden sich viele Themen, wenn man nur danach sucht. Eine gute Quelle ist zudem ein bewegtes Marktumfeld. Vielleicht sind Sie aber auch in einer Branche tätig, die stark mit dem aktuellen Zeitgeschehen verbunden ist. Dann ergibt sich immer Neues. Sie sollten dabei aber immer die Relevanz im Auge behalten.
Wenn Sie eine regelmäßig erscheinende Publikation planen, ist der stetige Nachschub an interessantem Content natürlich besonders wichtig.
Sprachliche Gestaltung
Wer die Texte verfasst, sollte unbedingt flüssig und gut verständlich schreiben können. Die besten Informationen gehen unter, wenn die Artikel langweilig oder falsch aufgebaut sind. Tonalität und Ansprache können je nach Zielgruppen und Branchen stark variieren. Veröffentlichen Sie Inhalte in fremden Medien, müssen diese sich den dort geltenden Gepflogenheiten anpassen.
Das gilt ganz besonders auch für die sozialen Medien. Ein Beitrag auf LinkedIn zum Beispiel folgt vollkommen anderen Regeln als einer auf Instagram. Sensibel abgestimmtes Storytelling kommt übrigens in allen Medien gut an.
Optische Gestaltung
Neben einem attraktiven Layout im Coporate Design spielen Bilder eine entscheidende Rolle. Je nach Medium sind sie sogar wichtiger als die Textinformationen. Das trifft zumindest auf manche der sozialen Medien zu. Und mitunter kann Content auch nur aus einem Bild bestehen: einer Infografik. Mit ihr können Sie komplexe Sachverhalte im wahrsten Sinne des Wortes veranschaulichen.
Auch im visuellen Bereich ist Unique Content besonders erstrebenswert. Es gibt zwar hervorragende Stockfotos, doch die kann jeder nutzen. Es sind also eigene Bilder gefragt. Denn sie vermitteln einen authentischen Eindruck von Ihrem Unternehmen und Ihren Mitarbeitern und sind überdies einzigartig.
Interaktion und Erfolgskontrolle
Corporate Publishing ist keine Einbahnstraße. Ihre Stakeholder sollen leicht ihre Meinung gegenüber Ihnen äußern können. Schalten Sie bei Ihren Online-Medien eine Kommentarfunktion frei, versehen Sie alle Publikationen mit Kontaktdaten, starten Sie Umfragen, rufen Sie zu Feedback auf und lassen Sie Stakeholder in Ihren Medien selbst zu Wort kommen. Das kann beispielsweise in einem Interview, einer Homestory oder einem Gastbeitrag geschehen.
Die Reaktionen zeigen, wie Ihre Publikationen bei Ihren Adressaten ankommen. Sie sollten jedoch auch den quantitativen Erfolg messen – mit Kennzahlen wie Unique Visitors, Verweildauer, Absprungrate, Likes und Shares, neue Abonnenten und Follower. Die Erfolgskontrollen sollten Sie laufend durchführen, um bei Bedarf korrigierend eingreifen zu können.
Bildquellen: Monster Ztudio, Andrii Yalanskyi, Piscine26, Gorodenkoff, Rawpixel.com via Shutterstock