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Sie wollen ihr eigenes Buch selbst gestalten? Dank Digitalisierung, Social Media, Podcasts und Co. kann jeder seine Bücher heute selbst an den Mann bringen, ohne zwingend mit einem Buchverlag zusammenzuarbeiten. Doch wie sieht es mit dem Layout aus? Ob Fachbuch, Roman, Ratgeber, Gedichtband oder Sachbuch: Die Gestaltung eines Buchs ist eine komplexe Aufgabe mit vielen Aspekten. Je nach Art des Lesens sollte man sich Gedanken über die Darstellung und Aufbereitung der Informationen machen. Auch wer mit Online-Lösungen arbeitet und auf vordefinierte Musterseiten zurückgreift, sollte wissen, welches Layout für seine Inhalte am besten passt.

Wenn Sie Ihr Buch selbst gestalten möchten, arbeiten Sie am besten von Groß nach Klein. Man beginnt also mit der Formatfindung und endet mit den Zeichen.

Inhalt

Eigenes-Buch-in-Haenden-halten
Das eigene Buch in den Händen halten, auch wenn sich kein Verlag darum kümmert? Das ist heutzutage möglich. Worauf Sie bei der Gestaltung achten sollten, lesen Sie im Folgenden

Das Format

Wir beginnen mit der Suche nach dem geeigneten Format. Bereits hier entscheidet der Inhalt mit. Ein Roman wird man kaum im quadratischen Format finden – ein Kunstbuch oder ein Kochbuch hingegen kann in einem quadratischen oder einem Querformat hübsch aussehen. Falls geplant wird, dass das Buch zuletzt auch gedruckt werden soll, haben auch die unterschiedlichen Druckpreise der Formate ein Mitspracherecht.

Buch-selbst-gestalten-Format

Wenn Sie ihr Buch selbst gestalten, sollten Sie einplanen, ob Sie mit viel Bildmaterial arbeiten oder ob der Inhalt eher textlastig wird. Je mehr Bildmaterial oder grafische Elemente enthalten sind, umso eher eignet sich ein breiteres Format, da dann Bild und Text nebeneinander platziert werden können. Reine Textbücher wie Romane oder Krimis sind im klassischen Hochformat besser aufgehoben, da sonst auch die Zeilen zu breit werden, was wiederum die Lesbarkeit erschwert.

Der Umfang und die Bindung

Häufig ist zu Beginn nicht klar, um wie viele Seiten es sich handeln wird. Eventuell liegt der Text in einem Dokument wie Word vor, aber nach dem Layout wird sich die Seitenzahl sicherlich verändern. Eine ungefähre Einschätzung ist aber in jedem Fall hilfreich, da der Umfang für das Layout eine wichtige Rolle spielt. Denn wer kennt es nicht: Schlägt man ein dickes Buch auf, kann es sein, dass es sofort wieder zuklappt. Die Informationen im Bund sind nicht gut erkennbar, und nur nach dem Herunterdrücken der Seiten kann man alles erkennen.

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Mehr zu Fadenheftung, Klebebindung & Co. erfahren Sie im Bindearten-Ratgeber

Andere, weniger dicke Exemplare klappt man hingegen problemlos auf, und auch im Bund ist alles erkennbar. Den Unterschied macht also zum einen der Umfang, zum anderen aber auch die Art der Bindung. Hier gibt es beispielsweise die hochwertige Fadenheftung, Klebebindung oder eben auch das Flatbook, bei dem sich das Buch völlig flach öffnen lässt.

Je nach Weiterverarbeitung und Bindung muss die finale Seitenzahl entweder durch vier oder durch acht teilbar sein; im Zweifelsfall fügt man am Ende des Prozesses leere Seiten ein, um die gewünschte Seitenanzahl zu erreichen.

Das Layout

Die nächste Entscheidung steht an: Das Layout, also der bedruckte Bereich des Buches, muss fixiert werden. Je nach Inhalt ist dies ein aufwändiger Prozess. Wenn Sie sich klar darüber sind, welche Bindung und in etwa welchen Umfang das Buch haben wird, lässt sich der Satzspiegel bestimmen. Hier gibt es verschiedene Verfahren, um diesen festzulegen. Mit jedem der Verfahren erhalten Sie die Größe der vier Ränder oben, unten, innen und außen. Grundsätzlich gilt: Je größer der Umfang, je dicker das Buch, umso größer muss der Innenbund sein.

Hat man also die Ränder innen und außen sowie oben und unten bestimmt, bleibt nun der zu bedruckende Bereich, innerhalb dessen wir uns Gedanken über die Raumaufteilung machen können.

Tipp: Gestalten Sie immer die linke und die rechte Seite als eine Einheit. Der Betrachter hat nämlich ebenfalls immer die Doppelseiten vor Augen.

Mehr Infos zum Erstellen von Satzspiegeln finden sie in unserem Artikel „Satzspiegel-Crashkurs: So gestalten Sie harmonische Layouts“.

Mit Spalten unterteilen

Mit wie vielen Spalten arbeiten wir? Hier unterscheiden wir zunächst, ob wir mit Text und Bildern gearbeitet wird oder ob das Buch in erster Line aus Texten besteht. Wer hauptsächlich mit Fließtext arbeitet, zieht hier schnell vorbei. Beachten Sie die Empfehlungen zu kürzester und längster Zeile beziehungsweise die Angaben zu der optimalen Wortanzahl pro Zeile. Je nach Schrift und Größe empfiehlt sich eine Zeilenlänge von 7 bis 12 Wörtern für Fließtext; ein mehrspaltiges Layout ist somit ausschließlich für recht breite Formate empfehlenswert.

Wer sein Buch selbst gestaltet und dabei Grafiken oder Bildern mit Text kombiniert, kann diese Inhalte parallel oder nacheinander sortieren. Das ist oft bei Sachbüchern oder Ratgebern der Fall.

Wenn sich die Texte auf gleicher Höhe befinden sollen wie die Bilder, sollte man zweispaltig arbeiten: Die linke Spalte für den Text, die rechte für die Bilder – oder umgekehrt.

Buch gestalten - Layout Fachbuch
Ein Layout für ein Fachbuch. Hier wird mit der Marginalienspalte gearbeitet (außen); der Grundtext bekommt ca. drei Viertel der Breite

Bewährt hat sich auch die sogenannte Marginalspalte, bei der die Textspalte ca. drei Viertel des horizontalen Raums einnimmt, die Marginalspalte mit Bildern, Grafiken oder auch weiteren Erklärtexten benötigt ca. ein Drittel.

Buch gestalten mit Zusatzinfos
Die Marginalspalte wird mit Zusatzinfos wie Tipps oder Erklärungen gefüllt

Gestaltungsraster

Wenn Sie ihr Buch selbst gestalten und ihr Projekt einen größeren Umfang hat, macht der Einsatz eines Gestaltungsrasters die Arbeit leichter. Bei einem solchen Raster werden die Seiten mit Hilfslinien oder nicht druckenden Linien in der horizontalen sowie in der vertikalen unterteilt. Das so entstehende Raster hilft bei der Platzierung von einzelnen, kleinteiligen Elementen wie Bildern, Grafiken oder Bildunterschriften und ermöglicht ein flottes Arbeiten mit vielen Kleinteilen, ohne dass optisches Chaos entsteht.

Die Registerhaltigkeit zählt ebenfalls in das Projekt Gestaltungsraster. Hierbei arbeitet man mit einem Linienraster von horizontalen Linien, die im Abstand des geplanten Zeilenabstandes des Grundtextes platziert werden. Zum Beispiel kann das Linienraster mit einem Abstand von 12 Punkt platziert werden. Jede Zeile des Grundtextes muss sich dann an diesem Raster ausrichten, was gerade bei längeren und umfangreichen Texten Ruhe und Übersicht in die Gestaltung bringt.

Buch gestalten - Grundtextspalte
Bewegt man sich innerhalb des Rasters, können zum Beispiel auch Bildelemente in die Grundtextspalte gelegt werden, ohne dass es den Betrachter verwirrt. Weitere Gestaltungselemente wie Flächen sorgen für Wiedererkennungseffekte

Mehr Infos zur Registerhaltigkeit bekommen Sie im Artikel „Warum und wie arbeiten wir mit registerhaltigem Text?“.

Schriftwahl

Wer sein Buch selbst gestalten will, sollte sich als nächstes Gedanken über die Typografie machen. Je mehr Text und je kleiner die Schriftgröße, umso wichtiger und umso kritischer ist die Wahl einer geeigneten, gut lesbaren Schrift. Dabei gibt es bestimmte Merkmale, die eine Schrift mehr oder weniger gut lesbar machen. Dazu zählt unter anderem die Größe der Mittellänge, die Dickte, aber auch die Strichstärke und vor allem die Regelmäßigkeit der Formen.

Beachten Sie in jedem Fall, dass Sie eine Schrift wählen sollten, die aus mehreren Schnitten besteht. Je kleinteiliger und abwechslungsreicher Ihr Buch aussehen soll, weil es sich zum Beispiel um einen Ratgeber mit verschiedenen Textarten (Grundtext, Bildunterschrift, Tipps, zusätzliche Erklärungen) handelt, umso wichtiger ist die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Schnitten wählen zu können. Letztlich sollten aber auch nicht zu viele Schnitte eingesetzt werden – je nach Buchart und Inhalt können zwischen vier und acht Schnitte sinnvoll sein.

Mindestanzahl Schnitte Google Schrift
Wer bei Google auf Schriftsuche geht, kann als Filteroption auch die Mindestanzahl der Schnitte festlegen

Mehr Infos zu Schriftwahl und Schriftwirkung erfahren Sie hier:

Struktur durch Schrift

Legen Sie zu Beginn eine Struktur fest, und berechnen Sie anhand dessen, wie viele verschiedene typografische Variationen Sie benötigen. Bei Fachbüchern oder Ratgebern benötigt man häufig mehrere Überschriften-Kategorien wie zum Beispiel eine Kapitelüberschrift (H1), eine Abschnittsüberschrift (H2) und nochmal eine Zwischenüberschrift (H3). Dazu kommt der Grundtext, die Bildunterschriften, eventuell Tipps bzw. Zusatzinformationen.

unterschiedliche Schrifttypen
Hier gibt es die blaue Überschrift, die schwarzen Zwischenüberschriften, die blauen Tipps in der Marginalspalte sowie die Typo der Bildunterschriften

Schriftkombination

Alternativ oder zusätzlich ist es oft hilfreich, eine zweite Schrift zu kombinieren – häufig bietet sich zur klassischen, neutralen Grundschrift noch eine Auszeichnungsschrift an. Auch hier gibt es Anhaltspunkte, mit denen diese zweite Schrift ausgesucht werden kann. Zum einen sollte die Schrift zum Text beziehungsweise zum Inhalt passen und die gewünschten Assoziationen beim Betrachter hervorrufen. Zum zweiten muss sie auch zur Grundschrift passen und diese optisch gut ergänzen.

Mehr zum Thema Schriftmischung erhalten Sie im Artikel „Schrift mischen – Fonts, die miteinander harmonieren“.

Schriftgröße und Zeilenabstand

Jede Schrift hat ihre eigene Größe, ihre eigene Raumausnutzung, genauer gesagt ihre eigene Kegelausnutzung, auch wenn der Bleikegel längst ausgedient hat. Die Times in 10 Punkt weist also eine andere Größe auf als die Bodoni. Somit ist eine generelle Aussage über die optimale Schriftgröße für Fließtext nur eine grobe Richtung – üblicherweise bewegen sich die Schriftgrößen für lange Lesetexte zwischen 9 und 11 Punkt.

Ein zu großer Zeilenabstand, aber auch ein zu kleiner verhindert flüssiges Lesen. Die meisten Grundschriften, die man für längeres Lesen einsetzt, lassen sich bei ca. 120 bis 140 Prozent  Zeilenabstand optimal erkenne. Wer also sein Buch selbst erstellen möchte und dabei mit einer Schrift von 10 Punkt und einen Zeilenabstand von 12 bis 14 Punkt arbeitet, hat erstmal alles richtig gemacht.

Bildunterschriften werden gern 1 bis 2 Punkt kleiner gesetzt. Überschriften je nach Struktur und Hierarchie setzt man in erkennbaren Schritten (mindestens 2 Punkt) größer oder betont sie mit anderen Mitteln, zum Beispiel mit Farbe, mit einem anderen Schnitt oder verwendet Versalien.

Beispiel

Im Beispielbuch dient die TheAntiquaB W3 Light in 9,75 Punkt als Grundschrift, der Zeilenabstand beträgt 14 Punkt. Die Zwischenüberschriften heben sich durch eine andere Schrift hervor, und zwar die TheSansOsF Semibold. Die Größe der Zwischenüberschrift ist mit 10,5 Punkt an die Größe der Grundschrift optisch angepasst.

Mehr Infos finden Sie im „Schriftgrößen-Einmaleins“ und im Artikel „Zeilenabstand und Durchschuss“.

Textausrichtung

Blocksatz oder linksbündig? Wer sein Buch selbst gestalten möchte, muss auch diese Entscheidung treffen – und wieder kommt es auf die Art des Buches an. Blocksatz sorgt mehr für Ruhe, linksbündiger Flattersatz bringt mehr Bewegung hinein. Somit lautet die grundsätzliche Empfehlung: Je kleinteiliger und unruhiger das Layout, weil mit vielen verschiedenen Elementen gearbeitet wird, umso eher greift man zum Blocksatz. Je mehr Fließtext wir haben wie in einem Roman, umso eher kann man auch mit dem linksbündigen Satz arbeiten.

Buch gestalten Textausrichtung Blocksatz
Bei kleinteiligen Seiten ist der Blocksatz von Vorteil

Mehr Infos zum Thema Textausrichtung finden Sie unter „Flattersatz“ und „Blocksatz“.

Bildstile

Wenn Sie mit Pixelbildern arbeiten, achten Sie – abgesehen von der Mindestauflösung – auf einen einheitlichen Bildstil. Wer also sein Kochbuch mit Abbildungen von Herd, Lebensmitteln, Kräutern oder dekorierten Tellern bebildert, sollte beim Aufnehmen der Bilder eine ähnliche Bildsprache verwenden. Dabei achtet man auf das Licht, auf die Farbtöne, aber auch auf die Art und Weise: Gibt es viele Makroaufnahmen? Wird immer mit Hintergründen gearbeitet? Sind die Teller immer angeschnitten? Erhalten alle Bilder einen leichten Schatten? Oder liegen sie auf farbigen Hintergründen? Ähnlich wie bei der Verwendung von Schriften sorgt ein einheitlicher Bildstil für Ruhe und vor allem für Übersichtlichkeit.

Wenn Sie die Bilder selbst aufnehmen, achten Sie hier auf einen guten Bildaufbau. Licht, Perspektive, Schärfentiefe und Symmetrie sind Punkte, mit denen sich Ihre Bilder von den üblichen Knipsereien unterscheiden sollten.

Auch bei Infografiken oder anderen Vektorillustrationen ist ein durchgehender Stil wichtig für die stringente Wirkung eines Buchs.

In „Spannendere Fotos dank gutem Bildaufbau“ finden Sie u. a.  weiterführende Informationen zum Bildaufbau mit Rastereinteilung, dem Goldenen Schnitt, Schärfentiefe, Symmetrie und Wiederholung.

 

Bildquellen

Mascha Tace, Dean Drobot, Chokniti-Studio via Shutterstock