Das Ausrufezeichen zählt zu den Interpunktionszeichen beziehungsweise Gliederungszeichen. Man setzt es am Ende nach Sätzen oder Wörtern, wodurch es in die Gruppe der Satzschlusszeichen fällt.

Einsatzgebiet des Ausrufezeichens

Das Ausrufezeichen steht am Satzende von Ausrufen, von Aufforderungen, von Befehlen oder von eindringlichen Wünschen. Genauso findet es seinen Einsatz nach einzelnen Ausrufewörtern oder nach indirekten Fragen. Gelegentlich wird das Ausrufezeichen auch verwendet, um innerhalb eines Satzes eine bestimmte Aussage besonders zu betonen.

Zusammen mit dem Kollegen Fragezeichen bildet es hin und wieder ein Duo, dessen Einsatz nur gelegentlich zu empfehlen ist.

Ausrufezeichen: viel hilft nicht viel

Das Ausrufezeichen ist an manchen Stellen unfreiwillig zu einem völlig überstrapazierten Interpunktionszeichen geworden. Verwendet werden sollte es bei Sätzen, die eindringlich wirken beziehungsweise denen man Nachdruck verleihen möchte. Natürlich spielt es gerade in der Wiedergabe von wörtlicher Rede eine wichtige Rolle und hat hier je nach Aussage seine Berechtigung.

Jenseits dieses Einsatzbereiches wird es aber auch so eingesetzt, dass jegliche Höflichkeit verloren geht. Ein Einlassschild mit „Schuhe abputzen!“ zeugt von rauem Ton, und bei „Schuhe abputzen!!!“ würde man am liebsten mit Schlammstiefeln eintreten. Wer mit „Bitte Schuhe abputzen.“ arbeitet, hat meistens mehr Erfolg. Das Satzschlusszeichen trägt also wesentlich zum Stil und zum Ton bei, der bekanntlich die Musik macht, und für die Freunde des Mehrfach-Ausrufezeichens gilt: viel hilft nicht viel.

Tipp:
Während früher ein Ausrufezeichen hinter der Anrede noch üblich war, ist sie heute unangemessen – solange man nicht als brüllendes Gegenüber wahrgenommen werden möchte.

Das Ausrufezeichen und die Optik

Im Gegensatz zu den Franzosen hängt man in der deutschen Sprache das Ausrufezeichen  direkt an den letzten Buchstaben. Abhängig von Schriftart und Schriftgröße kann es optisch von Vorteil sein, hier einzugreifen. So kann entweder ein leichter Abstand vor dem Ausrufezeichen gut tun, in anderen Fällen kann aber auch eine Verminderung die Wirkung und Lesbarkeit verbessern. Der Grund dafür liegt allerdings eher in den mangelnden Kerninginformationen und weniger in der Form des Zeichens. Hier muss also individuell entschieden werden, allerdings nur in großen Größen und bei sehr geringem Vorkommen wie beispielsweise bei einer Überschrift.

Die Geschichte des Ausrufezeichens

Über die Geschichte des Ausrufezeichens gibt es verschiedene Aussagen. Im Vergleich zu seinen Interpunktionskollegen finden sich erst spät, nämlich Ende des 18. Jahrhunderts erste Aufzeichnungen; als „Rufzeichen“ hingegen findet man es bereits schon im 16.  Jahrhundert.

Andere Sprachen, andere Ausrufezeichen

Während die Franzosen wie bei allen Interpunktionszeichen einen Wortzwischenraum zwischen dem letzten Zeichen und dem Ausrufezeichen platzieren, so verwendet man in der spanischen Sprache das Ausrufezeichen analog zum Fragezeichen nicht nur am Satzende, sondern auch am Satzanfang und stellt es dabei auf den Kopf.

Tastaturbelegung

Die Tastaturbelegung lautet Shift + 1. Das sogenannte öffnende, spanische Ausrufezeichen tasten Sie auf dem Macintosh mit der Kombination Alt + 1 und unter Windows mit Alt + 173.

Schreibregeln in der Mikrotypografie

Teil 1: Mikrotypografie: Grundlagen der Schreibregeln
Teil 2: Gedankenstrich
Teil 3: Anführungszeichen
Teil 4: Apostroph
Teil 5: Semikolon
Teil 6: Klammer
Teil 7: at-Zeichen
Teil 8: Scharfe S
Teil 9: Fragezeichen
Teil 10: Ausrufezeichen (dieser Artikel)
Teil 11: Paragrafenzeichen
Teil 12: Copyright-Zeichen
Teil 13: Gradzeichen

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