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Noch vor einigen Generationen konnte jedes Kind in Sütterlinschrift schreiben. Inzwischen beherrschen fast ausschließlich Ältere diese Schrift. Damit dieses Kulturgut nicht vollständig verlorengeht, haben sich einige Vereine gegründet. Die helfen auch weiter, wenn es darum geht, Schriftstücke in Sütterlin zu entziffern.

Inhalt

Wie kam es zur Sütterlinschrift?

Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts existierten in Deutschland im Wesentlichen zwei Schreibschriften nebeneinander: die deutsche Kurrentschrift und die lateinische Schreibschrift. Beide waren mit der in Mode gekommenen Spitzfeder nur schwer umzusetzen. Deshalb beauftragte das preußische Kultur- und Schulministerium laut Sütterlinstube Hamburg 1911 den Grafiker Ludwig Sütterlin damit, den Schulkindern das Schreibenlernen zu erleichtern.

Gleichzeitig wollte man mit der neuen Schrift eine Norm schaffen. Das Ergebnis war die Sütterlinschrift mit vereinfachten Buchstabenformen. 1915 führte Preußen sie offiziell ein. 1935 erfuhr die Sütterlin einige Änderungen und hielt als „deutsche Volksschrift“ Einzug in die Schulen. Bereits 1941 wurde sie jedoch mit dem Bormann-Erlass verboten und durch die lateinische Schreibschrift ersetzt. Diese galt von 1942 als „deutsche Normalschrift“.

Die Sütterlinschrift heute

Sütterlin Schrift Mit dem Untergang des NS-Regimes 1945 erlosch das Verbot der Sütterlinschrift. Einige Lehrer brachten ihren Schülern diese Schrift in den Nachkriegsjahren noch bei, doch Standardschreibschrift blieb die lateinische Schreibschrift. Deswegen verwendeten nur vereinzelte ältere Menschen noch die Sütterlinschrift.

Sie sind heute gefragt, wenn es um die Übertragung alter Dokumente und Briefe geht. Die verschiedenen Sütterlin-Vereine sorgen dafür, dass potenzielle Auftraggeber und Menschen, die Sütterlin beherrschen, zueinanderfinden.

Die Sütterlinstube Hamburg, 1996 als erste deutsche Sütterlinstube entstanden, bekommt Anfragen aus allen Kontinenten. Nach eigenen Angaben werden die Aufträge in den meisten Fällen von Nachkommen deutscher Auswanderer und jüdischer Flüchtlinge erteilt.

Selbst in Sütterlin schreiben

Die Sütterlinstuben in Deutschland bieten nicht nur Transkriptionen, sondern auch Kurse zum Erlernen der Schrift an. Wem das zu mühselig ist, der kann sich die Neue Rudelskopf aus dem Internet herunterladen. Der Font entspricht zwar nicht eins zu eins der Sütterlinschrift, vermittelt aber einen sehr ähnlichen Eindruck.

Deutsche Schrift: Neue RudelskopfNeue Rudelskopf

Zum Font

 

Mehr zur Sütterlinschrift erfahren Sie auch unter Deutsche Schrift – Wissenswertes und kostenlose Fonts. Weitere Schriften stellen wir Ihnen in unseren Fonts-Sammlungen vor.

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hydebrink via Shutterstock; cocoparisienne, Carola68 via pixabay