Das Fragezeichen ist ein Satzzeichen, genauer gesagt ein Satzschlusszeichen. Man setzt es nach direkten Fragesätzen und nach Fragewörtern.
Einsatzgebiet des Fragezeichens
Entscheidungsfragen werden ebenfalls mit einem Fragezeichen abgeschlossen und mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet. In bestimmten Fällen entscheidet das Fragezeichen auch über den Inhalt des Satzes. So lässt sich „Das passt so!“ mit einem Satzpunkt oder Ausrufezeichen als Aussage verstehen, „Das passt so?“ mit einem Fragezeichen abgeschlossen hingegen lässt sich als Frage verstehen.
Das Satzzeichen kann auch hinter einem einzelnen Wort oder am Ende einer rhetorischen Frage stehen, also „Das kann doch nicht dein Ernst sein?“
Manchmal begegnet man ihm auch in Kombination mit einem Ausrufezeichen. Diese Kombination ist allerdings nur unter bestimmten Umständen empfehlenswert.
Optische und typografische Kriterien
Wie üblich wird das Satzzeichen wie auch der Satzpunkt oder das Ausrufezeichen in der lateinischen Sprache direkt hinter das letzte Zeichen platziert – lediglich die Franzosen handhaben ihre Satzzeichen etwas anders, indem Sie vor ihnen einen Raum einfügen. Hin und wieder sollten Sie aber dem Fragezeichen etwas Luft zum letzten Zeichen verschaffen, indem Sie einen kleinen Raum einfügen. Dieses Vorgehen ist rein optisch begründet und muss von Fall zu Fall entschieden werden. Praktikabel ist diese Vorgehensweise nur in der Headline-Gestaltung bzw. bei überschaubarer Textmenge, großen Schriftgrößen und wenn es die Zeichenform erfordert.
Man sollte allerdings keinen Wortzwischenraum verwenden, da dieser zum einen optisch zu groß ist und zum zweiten bei einem Zeilenumbruch vom letzten Wort getrennt werden könnte.
Das Fragezeichen und seine Geschichte
Zur Entstehung des Satzschlusszeichens gibt es wie so oft verschiedene Theorien. Da wird von nach oben laufenden Tilden gesprochen, die nach einem Punkt zu stehen kommen und aufgrund von Platzmangel später übereinander platziert wurden. Anderen Theorien nach hat sich das Zeichen aus einem auf dem Kopf stehenden Semikolon entwickelt. Zeitlich ordnet man es Karl dem Großen zu.
In den 60er Jahren entstand ein Verwandter des Fragezeichens, das sogenannte Interrobang. Basierend auf der Idee aus dem 16. Jahrhundert, ein spezielles Zeichen für rhetorische Fragen im Ärmel zu haben, verschwand dieser percontation point ⸮ genauso wie der Interrobang ‽ nach kurzer Zeit wieder.
Das Fragezeichen und europäische Besonderheiten
Während die Franzosen mit einen handelsüblichen Fragezeichen arbeiten, das lediglich mit einem Wortzwischenraum vom letzten Zeichen abgerückt wird, arbeiten die Spanier mit einem öffnenden, auf dem Kopf stehenden sowie einem schließenden, normalen Fragezeichen. Das öffnende Fragezeichen steht zu Beginn der Frage, was aber nicht zwingend dem Beginn des Satzes entspricht. Der Grund liegt darin, dass in der spanischen Sprache die Stellung der Wörter bei einer Aussage und bei einer Frage identisch sind.
Tastaturbelegung
Die Tastaturbelegung für das Fragezeichen lautet Shift-ß. Das sogenannte öffnende, spanische Fragezeichen tasten Sie auf dem Macintosh mit der Kombination Alt-ß und bei Windows mit Alt-0191.
Schreibregeln in der Mikrotypografie
Teil 1: Mikrotypografie: Grundlagen der Schreibregeln
Teil 2: Gedankenstrich
Teil 3: Anführungszeichen
Teil 4: Apostroph
Teil 5: Semikolon
Teil 6: Klammer
Teil 7: at-Zeichen
Teil 8: Scharfe S
Teil 9: Fragezeichen (dieser Artikel)
Teil 10: Ausrufezeichen
Teil 11: Paragrafenzeichen
Teil 12: Copyright-Zeichen
Teil 13: Gradzeichen
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