Gedankenstrich ist nicht gleich Gedankenstrich. In der Praxis wird dieses Satzzeichen nicht nur sehr vielfältig verwendet, sondern hat auch viele verschiedene Namen. Man begegnet ihm zum Beispiel unter dem Namen Bis-Strich, Streckenstrich, Gedankenstrich oder Währungsstrich. Wir erklären, wie der Gedankenstrich eingesetzt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Tastaturbelegung (für Mac und Windows)
- Gegenstrich
- Parenthesestrich
- Bis-Strich
- Minuszeichen
- Spiegelstrich
- Währungsstrich
- Auslassungsstrich
- Länge des Gedankenstrichs
- Anwendungsbeispiele
Tastaturbelegung
Der Gedankenstrich lässt sich in allen Betriebssystemen ganz einfach erzeugen. Verwenden Sie einfach die folgenden Tastenkombinationen:
Windows | Mac |
alt + 0150 oder Strg + Num- | alt + – |
Gegenstrich oder auch einfacher Gedankenstrich
Der Gegenstrich ist das, was man allgemeinhin unter Gedankenstrich versteht – er kennzeichnet eine gedankliche Pause.
Auch hier wäre ein Komma, manchmal auch ein Doppelpunkt möglich, aber der Gegenstrich betont im Vergleich zum Komma deutlich stärker. Auch um die Rede von der Gegenrede zu trennen, ist der Gegenstrich eine gute Wahl. Vor und nach ihm steht jeweils ein Wortzwischenraum.
Parenthesestrich oder auch doppelter Gedankenstrich
Die Bezeichnung ist nicht vielen bekannt, die Art des Einsatzes schon: Paranthesetriche tauchen immer als Pärchen auf und werden dazu verwendet, einen Zwischensatz einzufügen. Dies lässt sich zwar auch mit Kommata und manchmal auch mit Klammern lösen, aber durch den Einsatz von Strichen erhält der Zwischensatz meistens eine andere, offensichtlichere Betonung. Auch ganze Sätze können auf diese Weise eingeschoben werden, beginnen aber mit einem kleinen Anfangsbuchstaben.
Achten Sie dabei darauf, dass Fragezeichen oder Ausrufezeichen am Ende des Einschubs nicht verloren gehen. Satzpunkte, die am Ende des Einschubs stehen würden, entfallen hingegen.
Typografisch vorbildlich ist es, wenn beide Striche in einer Zeile stehen. Empfehlenswert ist es in jedem Fall, wenn der Strich nicht am Anfang einer Zeile zu stehen kommt. Vor und nach den Paranthesestrichen arbeitet man mit einem Wortzwischenraum.
Bis-Strich
Der Bis-Strich wird auch korrekt eingesetzt, um „von“ und „bis“ zu ersetzen. Achten Sie darauf, dass er beide Worte ersetzt und vermeiden Sie Schreibweisen wie „geöffnet von 9–17 Uhr.“
Im Fließtext empfiehlt es sich ebenfalls, von der Abkürzung per Strich abzusehen. Entgegen der üblichen Meinung gehört kein Wortzwischenraum vor oder nach den Strich. Häufig erhöht aber ein kleiner Raum wie ein Achtelgeviert die Lesbarkeit.
Minuszeichen
Wer ein Minuszeichen benötigt, kann ebenfalls mit dem Halbgeviertstrich arbeiten. Innerhalb von Rechnungen wird mit Wortzwischenräumen davor und danach gearbeitet; als negatives Vorzeichen steht er direkt an der Zahl.
Spiegelstrich
Auch das sieht man in der Praxis: den Gedankenstrich als Aufzählungszeichen, als sogenannten Spiegelstrich. Diese Verwendung ist möglich und korrekt.
Häufig führt aber ein Aufzählungszeichen wie der Aufzählungspunkt zu einem schöneren Ergebnis. Falls Sie doch den Spiegelstrich einsetzen, platzieren Sie danach mindestens einen Wortzwischenraum.
Währungsstrich
Wer statt zwei Nullen einen Strich verwenden möchte, darf zum Währungsstrich greifen, der in diesem Fall auch als Auslassungsstrich bezeichnet wird. Während man früher gerne auch den Geviertstrich einsetzte, wird heute nur noch mit dem Halbgeviertstrich gearbeitet. Der Strich folgt dabei dem Komma ohne Leerraum.
Auslassungsstrich
Den Auslassungsstrich sieht man heute kaum noch im Einsatz, da der Gestalter eher zu den Auslassungspunkten greift. Vor dem Auslassungsstrich wird ein Wortzwischenraum verwendet, der abschließende Satzpunkt folgt ohne Raum.
Die Länge des Gedankenstrichs
Die Länge des Gedankenstrichs bzw. Halbgeviertstrichs beruht, wie der Name schon sagt, auf dem Halbgeviert – also auf der Hälfte eines Gevierts. Doch während das Halbgeviert tatsächlich eine feste Größenangabe (in Verbindung mit der Schriftgröße) ist, weist der Halbgeviertstrich unterschiedliche Breiten auf, die von der gewählten Schrift abhängig sind.
Wer die Breiten von einen M in der Helvetica und in der Times, beide in der gleichen Schriftgröße, vergleicht, sieht auch hier unterschiedliche Breiten, und ganz ähnlich ergeht es der Glyphe Halbgeviertstrich. Im Bild oben die Neue Helvetica Medium, darunter die Big Caslon Medium. Während der Buchstabe M in der Helvetica schmaler ist als in der Big Caslon, zeigt sich der Halbgeviertstrich der Helvetica deutlich breiter als der in der Big Caslon.
Anwendungsbeispiele
Wer sich kurz halten und Akzente setzen möchte, findet im Halbgeviertstrich einen guten Partner. Um Pausen oder Betonungen umzusetzen, ist er der Richtige.
Beispiel 1: „Setzen Sie sich – doch nicht auf den Boden!“
Die unausgesprochene, zwischen den Zeilen lesbare Information, dass der Betreffende in der Pause scheinbar auf den Boden gesetzt habe, könnte mit einem Komma nicht vermittelt werden und würde eine weitere Erklärung erfordern.
Beispiel 2: „Sie rufen – wir kommen!“
In der Werbung wird gerne mit dem Gedankenstrich gearbeitet. So kann er zum Beispiel sein Können auf Plakaten zeigen, wo die Schriftgrößen groß, der Platz begrenzt und der Wunsch nach Einprägsamkeit hoch sind. Gerade bei kurzen und prägnanten Slogans, aber auch wenn ein Wechsel von Rede zu Gegenrede einfach vermittelt werden soll wie zum Beispiel in der Belletristik, greift man aus gutem Grund zum Strich.
Schreibregeln in der Mikrotypografie
Teil 1: Mikrotypografie: Grundlagen der Schreibregeln
Teil 2: Gedankenstrich (dieser Artikel)
Teil 3: Anführungszeichen in der Praxis
Teil 4: Apostroph im Einsatz
Teil 5: Das Semikolon
Teil 6: Die Anwendung der Klammer
Teil 7: Das at-Zeichen
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