Der Einzug ist ein gestalterisches Mittel in der Typografie. Beim Einzug links verschiebt man den Start der Zeile am linken Rand um einen bestimmten Wert nach rechts und rückt somit die Zeile ein. Entsprechend gibt es natürlich auch den rechten Einzug, der allerdings aufgrund unserer Leserichtung von links nach rechts nicht seinen ursprünglichen Sinn erfüllen kann.

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Der Einzug der ersten Zeile

Auch wenn man ganz allgemein vom Einzug spricht, meint man sehr häufig den Einzug der ersten Zeile. Natürlich lassen sich ganze Absätze oder Texte einziehen – üblich ist es aber, bei einem Absatz nur die erste Zeile einzurücken. Dies hat einen bestimmten Grund: Gerade bei längeren Texten in Zeitungen, Zeitschriften, Magazinen und Büchern sollte man den Fließtext optisch gliedern bzw. unterteilen. Andernfalls können sogenannte Bleiwüsten entstehen, also Seiten, bei denen die Seite mit Text überlastet ist und nicht zum Lesen einlädt. Deswegen empfiehlt es sich, Seiten mit viel Text optisch aufzulockern. Achten Sie zum Beispiel dabei auf genügend Zeilenabstand, auf genug freie Räume und Stege, verwenden Sie Bilder und Grafiken, wandeln Sie Textteile (wie zum Beispiel Zitate) in schmückende Bildelemente oder setzen Sie Farben und Kontraste ein. Unterteilen Sie den Text in einzelne Abschnitte, die inhaltlich zusammengehören und unterstützen Sie damit die Orientierung des Lesers innerhalb des Textes.

Einsatz-Beispiel: keine optische Gliederung

Hier wurden die Absätze nicht optisch gegliedert und aufgrund ihrer relativ langen Ausgangszeilen sind die Absätze für den Leser nur schwer zu erkennen.

Wie unterteilt man Absätze?

Die Unterteilung von Textabschnitten nimmt man mit Leerzeilen oder halben Leerzeilen vor, allerdings haben beide Varianten einen Nachteil: Die ganze Leerzeile unterbricht den Lesefluss zu stark und ist somit nicht optimal lesefreundlich. Wenn Sie mit einer halben Leerzeile zwischen den Textabschnitten arbeiten, können Sie den Grundtext nicht mehr registerhaltig ausrichten. Unproblematisch hingegen ist eine Gliederung mit dem Einzug erste Zeile, bei dem also die erste Zeile des neuen Textabschnitts bzw. Absatzes nach rechts verschoben wird.

Einzug erste Zeile

In diesem Beispiel ist mit einem Einzug erste Zeile gearbeitet worden. Er kommt ausschließlich in Absätzen zum Einsatz, die auf einen Grundtextabsatz folgen.

Einsatz erster Zeile plus Leerzeile

Hier wurde mit einem Einzug erste Zeile und mit einer Leerzeile gearbeitet. Der Text fällt dadurch auseinander.

Beispiel: nur Leerzeile

Hier wurde mit einer Leerzeile gearbeitet, um die Absätze optisch zu gliedern. Auch diese Vorgehensweise eignet sich häufig nicht, da der Abstand zu groß ist und der Text dadurch zusammenhangslos wirkt.

Gliederung mit Einzug

Eine Gliederung nur mit dem Einzug ist in vielen Fällen die richtige Entscheidung.

Wer Absätze mit dem Einzug erste Zeile gliedert, sollte die Absätze nicht zusätzlich noch mit Abständen voneinander trennen.

Wann setzen wir den Einzug erste Zeile ein?

Grundsätzlich können Sie den Einzug bei linksbündigen sowie bei Blocksatz einsetzen. Bei linksbündigem Text bekommt er allerdings noch eine größere Bedeutung. Während beim Blocksatz durch die gerade Kante rechts ein neuer Absatz meist auch ohne Einzug gut erkennbar ist, ist der Beginn des neuen Absatzes beim linksbündigen Text schwerer zu erkennen.

Einzug ja oder nein?

Wenn Sie sich für den Einzug als Gliederungselement entscheiden, sollten Sie ihn im gesamten Text bzw. Im gesamten Grundtext des Mediums verwenden. Allerdings wird die Einrückung dann ausgesetzt (man sagt auch, dass die Zeile stumpf ist), wenn es sich um die erste Zeile nach einer Überschrift, einer Zwischenüberschrift oder eines Vorspanns handelt. Am Anfang einer neuen Seite steht es Ihnen offen, ob Sie mit dem Einzug arbeiten wollen. Bei einem Kapitelanfang sollte man den Einzug nicht einsetzen. Selbstredend sollten Sie innerhalb eines Artikels immer die gleiche Größe für den Einzug verwenden.

Einzug nach Textabschnitt

Der Einzug wird ausschließlich nach einen Textabschnitt des Grundtextes eingesetzt – nach Überschriften, Zwischenüberschriften oder anderen Textblöcken verwendet man ihn nicht.

Ein Einzug ist dort sinnvoll, wo zwei Textabschnitte des Grundtextes aufeinanderfolgen.

Hilfe bei der Entscheidung

Sie sind nicht sicher, ob an einer bestimmten Stelle ein Einzug sinnvoll ist oder nicht? Stellen Sie sich die Frage, ob es für den Leser auf den ersten Blick klar erkenntlich ist, dass hier ein neuer Absatz und somit auch inhaltlich ein neuer Gedanke beginnt. Wenn ja, dann setzen Sie den Einzug ein – außer der neue Abschnitt ist sowieso ersichtlich, weil die Seite oder die Spalte wechselt.

Achtung: Manchmal kann es passieren, dass die letzte Zeile eines Absatzes so kurz ist, dass der Leerraum, der durch das Einrücken der folgenden Zeile entsteht, größer ist. Bitte vermeiden Sie solche Effekte, indem Sie manuell eingreifen und den vorigen Absatz verändern, indem Sie beispielsweise die Trennungen oder die Laufweiten verändern, sodass der Zeilenausgang etwas länger läuft.

Hängender Einzug

Beim normalen Einzug wird die erste Zeile eines Absatzes an der linken Seite eingerückt, die restlichen Zeilen des Absatzes beginnen wieder vorn. Beim hängenden Einzug hingegen wird die erste Zeile des Absatzes normal (stumpf) ausgerichtet, dafür werden alle Folgezeilen eingezogen. Wir haben also in diesem Fall einen Einzug über den gesamten Absatz, ausgenommen der ersten Zeile. Somit hängt bzw. ragt die erste Zeile links über den Absatz hinaus. Die Satzbreite fast aller – bis auf die Erste – Zeilen verringert sich somit um die Einzugsgröße. Diese Tatsache sollten Sie beachten, wenn Sie Ihr Gestaltungsraster, den Satzspiegel und die Satzbreiten definieren.

Einsatz des hängenden Einzugs

In Fließtexten und zur optischen Gliederung der Absätze wird der hängende Einzug kaum verwendet. Man findet ihn eher dann, wenn mit schmückenden bzw. hängenden Initialen gearbeitet wird. Dabei wird der erste Buchstabe des ersten Wortes eines Absatzes vergrößert, eventuell noch in einer anderen, schmückenden Schrift ausgezeichnet und über die Satzbreite nach links hinweg gehängt.

Hängender Einzug

Größe des Einzugs

Kommen wir zur Größe der Einrückung. Es wird Sie nicht überraschen, dass es auch hier keine starre Regel gibt. Die Größe ist abhängig von der gesamten Gestaltung und deren Räumen, also auch vom Satzspiegel, von den Stegen, von der Spaltenanzahl, dem Spaltenzwischenschlag, aber vor allem von der Satzbreite und dem Zeilenabstand. In jedem Fall sollte er groß genug sein, um nicht wie ein fehlerhafter Satz zu wirken und sich von den zum Einsatz kommenden Wortzwischenräumen zu unterscheiden. Aufpassen sollten Sie bei Blocksatz, schmalen Satzbreiten und großen Wortzwischenräumen – lesen Sie hierzu unseren Typografie Teil 14 – Blocksatz nach. Gleichzeitig darf die Einrückung nicht zu groß sein, damit sie nicht den gesamten Satzspiegel löchrig wirken lässt.

Anhaltswert: Das Geviert

Als Anhaltswert für die Größe können Sie ein Geviert verwenden, das Geviert stellt aber eher die Untergrenze dar. Ergo: Bei einer Grundschrift von 10 Punkt können Sie die erste Zeile um den Wert von mindestens 10 Punkt einziehen. Dazu kommt: Je größer die Satzbereite, umso eher erhöht man den Einzug leicht. Bei sehr schmalen Spalten hält man den Einzug klein, gleichzeitig entstehen aber leider bei sehr schmalen Spalten schnell große Wortzwischenräumen. Kaum versieht man sich, sind die Wortzwischenräume größer als der Einzug. Dies gilt es in jedem Fall zu vermeiden, im Zweifelsfall sollten Sie dann ganz auf Einzüge verzichten.

Größe des Zeilenabstands

Auch die Größe des Zeilenabstands sollten Sie mit in Ihre Überlegung einbeziehen. Je größer der Zeilenabstand im Verhältnis zur Schriftgröße, umso eher sollten Sie die Größe des Einzugs erhöhen. Bei einem Text von 10/14 Punkt sollte der Einzug eher 14 Punkt als 10 Punkt betragen.

Einzug in InDesign definieren

Wer in InDesign mit dem Einzug arbeitet, kann dies über die Absatzformate automatisieren. Tragen Sie einfach bei Einzug links in erster Zeile die gewünschte Größe ein. Für längere Texte lohnt es sich in jedem Fall, zwei Absatzformate für den Grundtext zu definieren: ein Format ohne Einzug für die Absätze, die einem Vorspann, einer Überschrift oder einer Zwischenüberschrift folgen und ein zweites Format, dass den Einzug der ersten Zeile erhält.

Einzug einstellen in InDesign Absatzformatoptionen in InDesign

Auch der hängende Einzug kann in InDesign definiert werden. Dabei wird entweder in der Palette Steuerung oder im Fenster Absatzformate in der Kategorie Einzüge und Abstände mit den Werten bei Einzug links und Einzug erste Zeile gearbeitet. Da beim hängenden Einzug ja die erste Zeile nach links heraushängt und InDesign grundsätzlich Texte nicht außerhalb eines Textrahmens platzieren kann, muss zunächst der gesamte Text mit einem linken Einzug versehen werden. Anschließend verschiebt man über den Wert Einzug erste Zeile alle Zeilen bis auf die erste wieder nach links, indem man mit einem Minuswert arbeitet – in der Regel den gleichen Wert wie den, den Sie bei Einzug links eingeben. Bei Bedarf verschieben Sie dann noch das Initial mit der Grundlininenverschiebung nach unten.

Beispiel von Einzugeinstellungen

Je nach Situation und danach, wie häufig dieser hängende Einzug vorkommt, ist es allerdings manchmal schneller und einfacher, mit zwei Rahmen zu arbeiten und diese entsprechend zu positionieren.

Einzug mit zwei Rahmen

Einzug bis hierhin

Ein absolut praktischer Befehl ist das Kürzel „Einzug bis hierhin“. Mit diesem Befehl sparen Sie sich die Definition des hängenden Einzugs, der mit festen Werten definiert werden muss. Jedesmal, wenn Sie mit Aufzählungszeichen oder anderen Elementen arbeiten, die freigestellt werden müssen, also hängend am linken Rand platziert werden sollen, hilft der Einzug bis hierhin, der unabhängig von festen x-Werten seine Arbeit verrichtet. Er wird einfach an der Stelle eingegeben, an der der Einzug stattfinden soll.

Sie tippen also beispielsweise das Aufzählungszeichen, geben dann den gewünschten Abstand in Form eines Leerzeichens, Gevierts oder auch Tabulatorstopps ein und geben dann den Befehl Einzug bis hierhin. Sie finden den Befehl im Menü Schrift · Sonderzeichen einfügen · Andere. Wer den Befehl häufig benötigt, sollte sich selbst einen Kurzbefehl dafür definieren, der dann hinter dem Befehlsnamen auftaucht.

Einzug bis hierhin in InDesign

Wird dann der Text eingegeben oder hineinkopiert, beginnen die nachfolgenden Zeilen nicht am linken Rand des Textrahmens, sondern in einer Achse unterhalb des „Einzug-bis-hierhin-Zeichens“.

Hier laufen die Zeilen innerhalb eines Absatzes (wie beim dritten Aufzählungspunkt) wieder ganz nach links vorn. Das Aufzählungszeichen ist nicht freigestellt.

Hier ist das Aufzählungszeichen freigestellt. Wenn Sie die verborgenen Zeichen einblenden, erkennen Sie den Einzug bis hierhin an seinem Kreuz.

Tipp: Alternativ lässt sich eine solche Aufzählung auch über die Aufzählungsfunktion von InDesign automatisieren.