Kostenlose Schriften gehören zum Handwerkszeug vieler Grafiker. Auch wenn das Erstellen und Zurichten einer Schrift viel Kompetenz, Arbeit und Geduld erfordert und es nur recht und billig ist, dafür eine monetäre Gegenleistung zu erwarten, kennen wir alle auch die andere Situation: Wir brauchen eben mal eine Schrift, wir wissen aber nicht genau welche. Wir stellen Ihnen die zehn besten kostenlosen Google Fonts für 2022 vor. Kostenlose Schriften haben den großen Vorteil, dass sie sich installieren und ausprobieren lassen – ohne dass der Grafiker seine Entscheidung bereuen muss. Bei Nichtgefallen greift man zur nächsten, bis die richtige gefunden ist.

Kostenlose Schriften haben aber auch häufig Nachteile. Oft weisen sie eine mangelnde Qualität auf, was sich besonders bei den Laufweiten bzw. Buchstabenabständen zeigt. Es fehlen Sonderzeichen oder Umlaute, und viele gibt es nur in einem Schnitt. Umso wichtiger, welche Quelle man für seinen Font verwendet. Google zeigt sich mit seiner Plattform https://fonts.google.com/ seit vielen Jahren als eine Konstante mit qualitativ ansprechenden Schriften. Das Angebot ist inzwischen auf über 1360 Schriftfamilien angewachsen, und auch variable Schriften sind hier zu haben. Roboto und OpenSans führen die Liste der beliebtesten Schriftarten an und sind schon länger kein Geheimtipp mehr. Wir haben etwas tiefer gegraben und voilà – wir hoffen, es gefällt.

1. Montserrat

Starten wir mit der klaren, freundlichen serifenlosen Montserrat. Namensgeber der Schrift ist ein Stadtteil im Osten der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Julieta Ulanovsky ließ sich von den Plakaten und Straßenschildern des Viertels inspirieren und erstellte die Schrift mit dem Wunsch, die dortige Schönheit der urbanen Typografie zu retten und freizugeben. Durch die kleinen Besonderheiten wie zum Beispiel das offene G oder der horizontale Strich bei der 1 wirkt die Schrift zwar geometrisch, aber gleichzeitig nicht alltäglich und vor allem gut lesbar.

Die Montserrat wird in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern regelmäßig weiterentwickelt und hat mit der Montserrat Alternate und der Montserrat Subrayada zwei Schwesterfamilien. Letztere ist gemäß ihres Namens eine Variante, bei der ein spezieller, spanischer Unterstreichungsstil integriert wurde.

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2. Noto

Die Noto ist eine Google-Auftragsschrift und zählt unserer Meinung nach zu den zehn besten Google Fonts für 2022. Der Name bedeutet auf Latein „Ich schreibe“ bzw. „ich notiere“. Qualität sowie Quantität sind hier Programm. Die Schrift liegt in verschiedenen Gewichten und Breiten vor: mit und ohne Serifen, Monospaced-Schrift und ein paar Schnitte sind auch als variabler Font verfügbar. Noto bedient fast alle Schriftsysteme, so auch Chinesisch, Arabisch, Hebräisch und Indisch. Unterm Strich kann der Gestalter aus über 180 Schnitten wählen. Das Schriftbild ist klar und unaufdringlich, gut lesbar und für viele Zwecke die richtige Wahl.

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3. Poppins

Die serifenlose Poppins zählt noch zu den Neulingen. Während sich Jonny Pinhorn um die lateinischen Zeichen kümmerte, war Ninad Kale für die indischen Sprachen wie Sanskrit und Hindi verantwortlich. Einige der lateinischen, aber auch der Devanagarie-Zeichen basieren auf geometrischen Kreisen und die lateinische Schrift zeigt recht große x-Höhen. Die Poppins wirkt durch ihre konstruierte Ausstrahlung kühl, klar und geometrisch, aber nicht abweisend. Mit ihren 18 Schnitten bietet sie eine umfassende Auswahl für viele Gestaltungsprodukte.

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4. Nunito Sans

Immer häufiger stehen dem Gestalter Serifen- und serifenlose Versionen einer Schrift zur Verfügung, was die Herausforderung nach einer gelungenen Schriftkombination innerhalb einer Gestaltung leichter macht. So ist es auch bei der Nunito Sans. Sie stammt von Vernon Adams und zeichnet sich durch eine ausgeprägte Breite aus. Mit ihren 14 Schnitten deckt sie viele Bedürfnisse ab. Ergänzt wird sie durch die Schwesterfamilie Serifenschrift Nunito.

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5. Licorice

Nicht nur Serifen- und serifenlose Schriften haben auf der Google-Plattform Einzug gehalten. Die Licorice ist eine relativ neue Handschrift, die verspielt und fröhlich daherkommt. Der Grafikdesigner Rob Leuschke hat seine langjährigen Erfahrungen mit der Erstellung von Schriftzügen gesammelt und mit der Licorice in eine Schrift umgesetzt. Die Schrift mit lateinischen Zeichen besteht wie bei Schreibschriften meist üblich aus nur einem Schnitt und enthält die nötigen Umlaute und gängigen Sonderzeichen.

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6. Baloo Bhaijaan 2

Der indisch klingelnde Name Baloo Bhaijaan 2 hat seinen Grund: Die Familie liegt in ganzen neun indischen Schnitten vor plus einer arabischen Variante – aber eben auch in lateinischer Version. Basierend auf dem Baloo-Projekt hat der Designer Ek Type und sein Team mit der Baloo 2 die Schrift um mehr Strichstärken erweitert. Die fünf Schnitte, die jetzt verfügbar sind, decken viele Einsatzgebiete ab. Die Schrift wirkt durch ihre vielen Rundungen weich und fröhlich, die Schräge beim kleinen E verleiht ihr etwas Lebhaftes und unkompliziertes – ein guter Kumpel, der sich vielseitig einsetzen lässt.

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7. Roboto Serif

Die beliebte Roboto-Familie ist wahrlich nicht neu, die Roboto Sans war einige Zeit die Standarschrift auf Androit-Geräten. Doch bisher bestand die Familie aus der Roboto Sans, der Mono, der Slab und der Condensed. Neu ist nun die Roboto Serif, die ganz bewusst nicht von der Sans abgeleitet wurde. Für uns zählt sie zu den zehn besten Google Fonts für 2022. Wir stellen fest, dass sie durch ihren gesamten Aufbau, ihre Zeichenform und ihre relativ großen Punzen tatsächlich angenehm zu lesen ist. Die Serifen wirken nicht aufdringlich und tauchen nicht immer dort auf, wo man sie erwartet. Alles in allem eine schöne Ergänzung der Familie.

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8. Libre Baskerville

Die Open-Source-Schrift Libre Baskerville ist eine Serifenschrift von Pablo Impallarie. Getreu ihrem Namen basiert sie auf der Baskerville von American Type Founders. Leider steht sie nur in drei Schnitten zur Verfügung: eine normale, eine kursive und ein fetter Schnitt. Trotz der beschränkten Auswahl ist sie eine ganz klare Empfehlung für alle Gestalter, die eine hochwertige und elegante, gut lesbare Serifenschrift suchen. Bleibt zu hoffen, dass sie noch um eine fette Kursiver ergänzt wird.

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9. Hahmlet

Hahmlet liegt als variable Schrift vor und ist eine Serifenschrift. Inspiriert von einem Plakat für den koreanischen Hamlet-Film aus den 40er Jahren, hat Designerin Minjoo Ham ihre Hahmlet als eine zeitgemäße Serifenschrift gestaltet. Nach Fertigstellung des koreanischen Alphabets hat Mark Frömberg das lateinische Design umgesetzt. Die Schrift mit ihren neun Schnitten eignet sich für das Plakat- oder Schilddesign, funktioniert aber auch im Fließtext.

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10. Spline Sans

Die Spline Sans als Groteskschrift ist speziell für UI-Schnittstellen entwickelt, macht sich aber als Textschrift richtig gut. Die Schrift wurde von einem ganzen Team gemeinsam entwickelt und zeichnet sich durch ihren schmalen Schnitt aus. Sie wirkt zunächst zurückhaltend, weist aber bei genauerem Hinsehen kantige Akzente auf. So ist zum Beispiel beim Versal-T oder auch beim kleinen E und F der Übergang des vertikalen in den horizontalen Strich ungewöhnlich und spannend. Besonders in großen Größen kann sie diese Akzente gut ausspielen und bekommt dadurch einen ganz speziellen Charakter. Als variable Schrift ist die Spline Sans mit einer variablen Strichstärke ausgestattet.

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Mehr Google-Fonts gefällig? In unserem Artikel Zehn angesagte Script Fonts von Google zeigen wir, welche Schreibschrift-Varianten uns am besten gefallen haben.

 

Die neueste Rechtsprechung (2/2022) besagt: Wer Schriftarten von Google-Servern ohne Zustimmung einbindet, verstößt damit gegen die DSGVO. Besser ist es, Google Fonts lokal einzubinden und dem Besucher diese vom eigenen Server bereitzustellen, nicht von den Google-Servern – so rät unter anderem der Datenschutzticker. Wie Sie als Website-Betreiber ihre Inhalte wie auch die Schriften selbst hosten, erfahren Sie zum Beispiel bei der Anleitung eines Webhosters.

Quellen: Google Fonts

Bildquellen: Markus Spiske via Unsplash, Jane0606 via Shutterstock