Fotowalks sind gerade in aller Munde. Vielleicht haben Sie selbst auch schon mal eine Horde Menschen mit Smartphones und Kameras an sich vorbeiziehen sehen und dabei gefragt, was da gerade passiert. Wir verraten, was genau ein Fotowalk ist und warum auch Unternehmen davon profitieren können. Wir haben mit Experten gesprochen, die Ihnen nützliche Praxistipps mit auf den Weg geben, wenn Sie selbst einen Walk organisieren möchten. Und schließlich gibt’s noch eine Checkliste mit allen wichtigen Infos im Überblick.
Inhaltsverzeichnis
- Faszination Fotowalk – das steckt dahinter
- Vielfältige Angebote und Themen für verschiedene Zielgruppen
- Geschickt genutzt: Fotowalk als Marketingtool
- Expertentipps: So organisieren Sie einen Fotowalk
Faszination Fotowalk – das steckt dahinter
Bei einem sogenannten Fotowalk treffen sich Fotoenthusiasten – ob jung oder alt, ob Profi-, Amateur- oder gar Smartphone-Fotograf – zum gemeinsamen Spaziergang mit der Kamera und gehen auf Entdeckungstour nach neuen Motiven. Je nach Fotowalk und Anbieter steht ein Thema oder eine Location im Fokus des Geschehens.
Neben der Fotografie selbst geht es um den persönlichen Austausch mit Gleichgesinnten und darum, neue Impulse zu erhalten, sich inspirieren zu lassen oder gar neue Techniken kennenzulernen. Die Ergebnisse eines Fotowalks werden oft unter Verwendung bestimmter Hashtags auf Instagram gepostet und geteilt. So erhält das Foto-Objekt der Begierde sowie der Fotograf als Urheber entsprechende Aufmerksamkeit in der Igers-Community.
Für was steht „Igers“? Menschen, die auf Instagram aktiv sind und Fotos posten, werden auch als Instagrammer, kurz gesagt Igers, bezeichnet. Diese Abkürzung ist die Basis für viele Instagram-Kanäle und Hashtags, die auf der Plattform verwendet werden. So gibt es beispielsweise den Kanal @igersvienna oder den Hashtag #igersnürnberg.
Weiterentwicklung des Fotokurses
Vielleicht erinnern Sie sich noch an die analogen Zeiten, ganz ohne Facebook, Instagram und Co.? Falls ja, können Sie einen Fotowalk in etwa mit einem flexiblen Fotostammtisch oder Fotokurs vergleichen. Ein wesentlicher Unterschied zu den klassischen Fotoworkshops: Bei einem Fotowalk können auch Interessierte ohne umfangreiches Kameraequipment teilnehmen und mit dem Smartphone ihre Sicht auf die Dinge teilen. Unabhängig von Ausrüstung und Erfahrung, kann bei einem Fotowalk also jeder einfach teilnehmen und gleichzeitig ein wenig Eigenwerbung machen.
Unser Tipp: Sehen und gesehen werden!
Wenn Sie einen Fotowalk organisieren oder daran teilnehmen und Ihre Bilder präsentieren möchten, sollten Sie sich einen eigenen Instagram-Kanal anlegen. Verwenden Sie entsprechende Hashtags, die zu Ihrem Thema passen, damit Ihre Fotos im Netz gefunden werden. Vernetzen Sie sich mit den Teilnehmern und den Organisatoren, um über neue Walks informiert zu werden und so Ihre Fotoskills regelmäßig zu trainieren. Das hilft auch, den persönlichen Horizont zu erweitern.
Vielfältige Angebote und Themen für verschiedene Zielgruppen
Mittlerweile gibt es ein breites Angebot an verschiedenen Fotowalks für unterschiedliche Zielgruppen. Fans der Porträt- oder Streetfotografie kommen ebenso auf ihre Kosten wie Lost-Places- oder Architektur-Liebhaber. Es kommt eben ganz darauf an, für was man sich interessiert.
Grundsätzlich lassen sich Fotowalks in kostenfreie und gebührenpflichtige Angebote unterteilen. Begehrte Örtlichkeiten wie beispielsweise die Beelitzer Heilstätten, ein besonders beliebter Lost Place in der Nähe von Berlin, werden oft professionell vermarktet und das Fotografieren vor Ort ist nur gegen Gebühr möglich. Auch Fotografen oder Fotoschulen bieten thematische Walks unter Leitung eines Profis an. Dabei können die Teilnehmer nicht nur ihr praktisches Können verbessern, sondern auch bewusst ihr theoretisches Wissen erweitern.
Geschichte mal anders: Als „Lost Places“ werden Orte bezeichnet, die in Vergessenheit geraten sind. Das können historische Bauwerke, baufällige Gebäude oder gar ganze Gebiete – wie etwa auch Tschernobyl – sein, die verlassen wurden und nach und nach zerfallen. Für Fotografen bieten sich dort viele spannende Motive aus früheren Zeiten, die heute teilweise professionell vermarktet werden.
Herausforderung angenommen: der Fotomarathon als Weiterentwicklung des Fotowalks
Leicht abgewandelt kann aus einem einfach Fotowalk auch mal ein Fotomarathon werden, bei dem die Teilnehmer und deren Fotokünste bewusst herausgefordert werden. Gemäß dem Motto „Ein Tag, acht Stunden, zwölf Themen“ können sich Interessenten beispielsweise seit 2012 für den Fotomarathon München, einen Fotowalk der etwas anderen Art, anmelden. Voraussetzungen dafür sind: der Besitz einer Digitalkamera, die Anmeldung sowie 25 Euro Teilnahmegebühr. Am Eventtag werden die zwölf Themen bekanntgegeben, zu denen jeweils in chronologischer Reihenfolge Fotos abgegeben werden müssen. Im Idealfall lässt sich auch noch ein roter Faden erkennen. Eine Jury wählt am Ende die Gewinner aus – denen neben Ruhm und Ehre zudem hochwertige Kameras, praktisches Equipment und viele Gutscheine winken.
Der Fotomarathon München findet dieses Jahr am 20. Juli 2019 statt – Anmeldungen sind ab sofort möglich. Hamburg und Stuttgart fordern ambitionierte Amateur- und Profifotografen am 17. August bzw. am 07. September heraus.
Fotograf sucht Model – Model sucht Fotograf
Dem gegenüber stehen viele kostenfreie Fotowalks, die nicht weniger interessante Motive und Austauschmöglichkeiten bieten. Einige davon werden privat organisiert und richten sich nicht nur an die Fotografen hinter der Kamera. In den sozialen Netzwerken finden sich beispielsweise viele lokale Gruppen und Angebote, die Fotografen und Models – oder die, die es noch werden wollen – miteinander vernetzen. Ziel der Teilnehmer eines solchen Walks oder Treffens ist es, die eigenen Fähigkeiten – vor oder hinter der Kamera – zu verbessern und damit auch sein Portfolio zu erweitern. Im Normalfall finden diese Shootings auf TFP-Basis – time for prints – statt. Das bedeutet, weder Model noch Fotograf erhalten Geld für die Bilder, sondern profitieren kostenlos von den Fähigkeiten des Gegenübers. Für Aufwendungen wie Fahrtkosten oder Miete für eine Location ist jeder selbst verantwortlich.
Lokale Fotowalks – die eigene Heimat mal anders zeigen
Zudem gibt es viele kostenfreie Fotowalks mit lokalem oder städtischem Bezug. Einige davon werden von privater Hand organisiert und durchgeführt. Beispielsweise in Wien oder im fränkischen Forchheim werden Fotowalks über jeweils einen eigenen Instagram-Kanal, den @igersvienna und den @igersforchheim, organisiert und promotet. Dahinter stecken oft heimatverbundene Fotografen oder neue Bewohner und Fans einer Stadt. Auf der Suche nach interessanten Fotospots und neuen Motiven vor Ort nutzen diese die Kombination aus analogem Fotowalk und digitaler Plattform, um sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. In Forchheim wie in Wien finden nicht nur freie Walks – beispielsweise durch einzelne Stadtviertel – statt, sondern oft auch in Kooperation mit Unternehmen oder Organisationen.
Wie aus Eigeninitiative erfolgreiches Marketing wird: Igersforchheim und die Ausstellung forchheimshots
Vor diesem Hintergrund sind 2016 auch die @igersforchheim entstanden. Der Forchheimer Matthias Hösch rief 2016 den Instagram-Kanal ins Leben und startete damit eine kostenfreie Werbekampagne für die oberfränkische Kreisstadt. Die ersten Fotowalks organisierte er auf eigene Faust und eigene Kosten. Für ihn war es einfach wichtig, Gleichgesinnte zu finden, die nicht nur die Liebe zur Heimat, sondern auch die zur Fotografie teilten. Was vor drei Jahren aus Spaß an der Freude entstand, ist aus dem Umfeld der Stadt Forchheim nicht mehr wegzudenken.
Heute wird Matthias‘ Projekt direkt von den Verantwortlichen der Stadt und angeschlossenen Organisationen unterstützt. Bereits zum dritten Mal findet im Herbst 2019 die Ausstellung „forchheimshots“ statt, bei der die Bilder aus der lokalen Instagram-Gemeinschaft öffentlich präsentiert und prämiert werden. Über die Walks wird nicht nur auf den Social-Media-Kanälen informiert, sondern auch in den Lokalmedien. So erhält das Thema mehr Aufmerksamkeit und es werden weitere Zielgruppen erreicht.
Geschickt eingesetzt: Fotowalk als Marketingtool
Hinter so manch anderem kostenfreien Fotowalk steckt aber auch eine Organisation oder gar eine Stadt, die die vielfältigen Vorteile für sich entdeckt hat und gewinnbringend fürs eigene Marketing nutzt. So gehören beispielsweise für die Stadt Nürnberg im Jahr 2019 Fotowalks fest zum Stadtmarketing dazu. Die Verantwortlichen setzen die Foto- oder auch Instawalks bewusst als Marketingtool ein, um direkt mit den Bürgern und Fans in Kontakt zu treten und das öffentliche Bild von Nürnberg zu fördern.
Denn bei einem Walk entstehen viele schöne Bilder, die positiv auf das Stadtbild abfärben, wenn diese öffentlich präsentiert und geteilt werden. Die Bildergebnisse der Fotowalks werden unter Verwendung bestimmter Hashtags – in Nürnberg heißen sie #nuernberg_de und #igersnuernberg – auf Instagram geteilt. Durch verschiedene Igers und deren Perspektiven entsteht ein abwechslungsreiches und unabhängiges Bild der Stadt in der Öffentlichkeit. So werden die Ergebnisse der Fotowalks fast automatisch zu kostenlosen Empfehlungsschreiben (Testimonials) für Nürnberg und verhelfen dem ein oder anderen Ort gar zu neuem Glanz. Denn durch die Augen eines Igers kann so manch bekannter Platz noch einmal ganz anders wirken.
Marketingvorteile eines Fotowalks auf einen Blick
- Aufmerksamkeit steigern: Durch Fotowalks erhalten Ihr Unternehmen und die entsprechenden Social-Media-Kanäle zusätzliche Aufmerksamkeit, die sich positiv auf Ihre Marke auswirken kann.
- Bekanntheitsgrad erhöhen und neue Zielgruppen erreichen: Mit Fotowalks können Sie eine Fangemeinde aufbauen und direkt wie indirekt – über die Netzwerke der Teilnehmer – neue Zielgruppen erreichen.
- Multiplikatoreffekt (kostenlose Testimonials): Die Teilnehmer eines Fotowalks machen mit ihren Bildern kostenfrei und unabhängig Werbung für Sie — so entstehen ideale Testimonials.
- Authentizität vermitteln und Sympathiefaktor steigern: Mit den Bildergebnissen eines Fotowalks wird Ihr Unternehmen durch den unabhängigen Blick von Dritten präsentiert. Das wirkt sich positiv auf Ihre Außendarstellung aus.
- Direkte Zielgruppenansprache: Im Rahmen eines Fotowalks haben Sie die Möglichkeit, sich direkt und ganz persönlich mit einer Zielgruppe auszutauschen. So können Sie rausfinden, wie Ihre Zielgruppe tickt, was sie denkt und sich wünscht.
Fotowalks als Marktetingtool – Paradebeispiele
2014 startete Robert Hackner, der Internetbeauftragte der Stadt Nürnberg, gemeinsam mit seinem Team den offiziellen Instagram-Kanal der Stadt Nürnberg @nuernberg_de. Der erste Fotowalk damals fand mit nur einer Handvoll interessierter Igers (Kurzform für Instagrammer) in einem Nürnberger Museum statt. Heute, 4,5 Jahre und 35 Fotowalks später, sind nicht nur die Followerzahlen des Instagram-Kanals der Stadt gestiegen, sondern es hat sich eine starke Community etabliert, die das Stadtbild von Nürnberg positiv prägt.
Eine starke Gemeinschaft
Robert Hackner ist nach wie vor der Hauptverantwortliche für die verschiedenen Aktivitäten wie Fotowalks und Ausstellungen, die die mittelfränkische Metropole ins rechte öffentliche Licht rücken. Die Unterstützung kommt aber nicht mehr nur von den eigenen Mitarbeitern und der Stadt Nürnberg. Zusätzlich kann Robert auf eine Reihe Freiwilliger bzw. Fans bauen, die sich ehrenamtlich für das Projekt @igers_nuernberg einsetzen. Dabei handelt es sich um einen zusätzlichen Nürnberger Instagram-Kanal, der vor allem für Reposts und die Begleitung der Fotowalks genutzt wird.
„Fotografieren ist Gold, Reden ist Silber!“
Als erfahrener Organisator von vielen kleinen und großen Fotowalks weiß Robert heute, worauf es bei einem guten Fotowalk ankommt. „Die Fotografen wollen fotografieren, also braucht es vor allem einen visuell interessanten Ort, der die Möglichkeit für vielfältige Motive bietet,“ erklärt er. „Ohne das geht es nicht.“ Das weiß auch das Team von @igersvienna. „Bei einem Walk muss es genügend ansprechende Motive geben. Denn das ist es, was die Fotografen interessiert,“ verrät uns Kady, Content Creator des Kanals.
„Für den Erfolg eines Fotowalks ist das aber nicht unbedingt ausreichend,“ ergänzt Robert. Als Organisator sollte man die Fotografen nicht mit Bloggern verwechseln. Der Experte weiß: „Fotografieren ist Gold, Reden ist Silber!“ In der Praxis bedeutet das: Überfrachten Sie den Walk nicht mit stundenlangen Vorträgen und zu vielen Hintergrundinformationen. Es ist ausreichend, wenn Sie den Fotografen die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen. „Da es darum geht, einen (neuen) Ort mit gleichgesinnten Fotografiebegeisterten zu entdecken, sollte man auf jeden Fall ausreichend Zeit einplanen, um Inhalte zu generieren,“ gibt Kady mit auf den Weg.
„Community first“
„Wenn man einen Fotowalk marketingseitig nutzen möchte, sollte man als Unternehmen auf jeden Fall in der Community aktiv sein. Wir von der Stadt haben uns damals für einen eigenen Instagram-Kanal entschieden, weil es eine positive Plattform mit viel Reichweite ist,“ legt Robert Marketingleuten ans Herz, die von dem positiven Effekt eines Fotowalks profitieren möchten. Denn so hat man einerseits einen Kanal, über den man die Fotowalks bekannt machen kann und andererseits schafft man eine Plattform, auf der die Bilder der Teilnehmer gezeigt werden können. Auch Wien setzt auf die Community der lokalen Instagrammer und empfiehlt für den Start Kooperationen mit bestehenden Igers-Communitys.
1Interview Robert Hackner, @igers_nuernberg und Internetbeauftragter der Stadt Nürnberg
Im Interview hat Robert uns erzählt, was die Walks in Nürnberg so besonders macht.
ONLINEPRINTERS-Magazin: Welche Ziele verfolgt die Stadt Nürnberg mit einem Fotowalk? Und wen sprecht ihr mit den Walks an?
Robert Hackner: In erster Linie geht es um die Veröffentlichung von schönen Bildern auf Instagram, die das Stadtbild von Nürnberg fördern. Durch die Igers erhält man oft nochmal einen ganz anderen Blickwinkel auf die Stadt und altbekannte Touristenattraktionen. Für uns ist zudem der persönliche Kontakt mit den Teilnehmern sehr wichtig. Da die Walks lokal in und rund um Nürnberg stattfinden, richten sich unsere Fotowalks in erster Linie an regionale Instagrammer und Fotografen. Darüber hinaus erreichen wir mit den Bildern der Walks auch Bürger und künftige Bewohner sowie Touristen. Es ist schon öfter vorgekommen, dass ein Ort durch Instagram und Co. zum Publikumsmagneten mutiert ist.
„Durch einen walk erhält man oft einen neuen Blick
auf die Stadt.“
ONLINEPRINTERS-Magazin: Wie wählt ihr das Thema oder die Örtlichkeit für eure Fotowalks aus?
Robert Hackner: Die meisten unserer Walks sind an eine Location, ein Event oder einen Stadtteil in Nürnberg gebunden. Der Bezug zur Stadt steht für uns natürlich immer im Mittelpunkt eines Fotowalks. Wenn der gegeben ist, versuchen wir unsere Zielgruppen stets mit interessanten Orten und Themen zu begeistern.
ONLINEPRINTERS-Magazin: Gehen euch die Themen bzw. die Teilnehmer denn nicht mal aus?
Robert Hackner: Wir haben viele eigene Ideen und Möglichkeiten – mit der Stadt Nürnberg im Rücken – für neue Fotowalks. Mittlerweile kommen aber auch immer wieder Unternehmen und Organisationen aus der Gegend mit Themen, Locations und Kooperationsideen auf uns zu und laden die „Igers_nuernberg“ zu Besuchen ein. Da wir in Nürnberg eine relativ große Gemeinschaft von Instagrammern haben, die vielseitig interessiert sind, haben wir eigentlich immer genug Teilnehmer für verschiedene Walks. Von Architektur über Streetfotografie und Los Places bis hin zu Museen, Festivals und Themenwalks ist im Prinzip für jeden was dabei. Ein Dauerbrenner bei den „Igersnürnberg“ sind sicherlich die Fotowalks durch die Nürnberger U-Bahn – als kleinste Stadt in Deutschland mit einem U-Bahn-Netz ist es ja schon was Besonderes.
ONLINEPRINTERS-Magazin: Wie viele Walks finden bei euch im Jahr statt?
Robert Hackner: Pro Quartal versuchen wir ein bis zwei Fotowalks umzusetzen. Für uns gehören die Fotowalks fest zum Stadtmarketing dazu – daher ist es wichtig, dass sie regelmäßig stattfinden.
„Wir versuchen
stets etwas Besonders
und nicht Alltägliches anzubieten.“
ONLINEPRINTERS-Magazin: Was ist das Besondere eurer Fotowalks? Gibt es ein Geheimrezept?
Robert Hackner: Zum einen sind unsere Walks kostenlos, zum anderen versuchen wir den Teilnehmern stets etwas Besonders und eben nicht Alltägliches anzubieten. Das kann ein Blick hinter die Kulissen des Nürnberger Schauspielhauses oder die Kreativwerkstätten auf dem alten AEG-Gelände sein oder ein Exklusivbesuch in den Wahrzeichen der Stadt, die kurz vor der Renovierung stehen (wie etwa die Alte Post am Hauptbahnhof, das alte Quellegelände oder auch das Gebäude des alten Kaufhofs). Auf Grund mancher Örtlichkeiten können wir oft nur eine begrenzte Teilnehmerzahl mitnehmen. Für uns nicht unbedingt ein Nachteil – denn so kann man mit den Teilnehmern persönlicher und intensiver in Kontakt treten.
2Interview mit @igersvienna, Kady Kirchmayr
Den Kanal @igersvienna gibt es seit 2011 und die Community ist stetig gewachsen. Die Instawalks, die fast monatlich stattfinden, werden heute über die eigenen Social-Media-Kanäle bekanntgegeben und auf Eventbrite veröffentlicht. Thematisch dreht sich natürlich alles um Wien. Neben eigens organisierten Walks wie beispielsweise den sogenannten „Grätzlwalk“ werden auch Fotowalks mit Kooperationspartnern veranstaltet. Wie in Nürnberg sind auch in Wien die Fotowalks kostenlos und die Teilnahme nur mit Anmeldung möglich. Im Interview hat Kady uns erzählt, wie Fotowalks in Wien gehandhabt werden.
ONLINEPRINTERS-Magazin: Auf welches Erfolgsrezept setzt ihr bei euren Fotowalks?
Kady, @igervienna: Community First! Für uns steht die „Instagrammers Vienna Community“ an erster Stelle und wir konzentrieren uns vor allem darauf, interessante Walks für unsere Teilnehmer zu gestalten, sodass viele spannende Inhalte entstehen können.
„Unser Ziel: einen Mehrwert schaffen.“
ONLINEPRINTERS-Magazin: Welche Ziele verfolgt ihr mit euren Fotowalks?
Kady, @igervienna: Ein Foto- oder auch Instawalk, wie wir ihn nennen, bietet die Chance, gemeinsam mit gleichgesinnten fotografiebegeisterten Instagrammern einen neuen Ort zu entdecken. Wir blicken dabei hinter die Kulissen von Unternehmen und Organisationen, beschäftigen uns fotografisch mit verschiedensten Themen und entdecken unsere Stadt Wien immer wieder neu. Unser Ziel ist dabei, einen Mehrwert sowohl für unsere Community als auch für unsere Partner zu schaffen.
ONLINEPRINTERS-Magazin: Wen sprecht ihr mit euren Walks an?
Kady, @igervienna: Unsere Walks veranstalten wir für Instagrammer. Die Fotografie ist in der Instagrammers Vienna Community sicherlich der verbindende Faktor. Besonders schön finden wir, dass sich alle Altersgruppen durch unsere Walks angesprochen fühlen.
„Fotowalks lassen unsere Partner authentisch und nahbar wirken.“
ONLINEPRINTERS-Magazin: Ihr setzt bei euren Fotowalks bewusst auf Kooperationen mit Unternehmen und Organisationen. Wie profitieren diese von einem Walk?
Kady, @igervienna: Unsere Instawalks bieten den Unternehmen und Organisationen eine Vielzahl an Vorteilen. Zum einen wird der Multiplikatoreffekt der Community genutzt. Sowohl wir als @igersvienna als auch die Teilnehmer generieren Inhalte – in erster Linie Instagram-Posts und -Stories –, die auf deren Social-Media-Accounts geteilt werden. Die Unternehmen und Organisationen können die Teilnehmer bei einem Fotowalk gezielt hinter die Kulissen schauen lassen, was einen Sympathiebonus nicht ausschließt. Das lässt den Partner authentisch und nahbar wirken.
ONLINEPRINTERS-Magazin: Wie wählt ihr die Themen für eure Walks aus?
Kady, @igervienna: Das kommt unter anderem darauf an, ob wir einen Walk auf eigene Faust oder gemeinsam mit Partnern organisieren. Aktuell veranstalten wir selbst beispielsweise „Grätzlwalks“: eine Instawalk-Reihe, bei der wir uns jeweils auf ein bestimmtes Stadtviertel in Wien fokussieren und dieses neu entdecken. Viele unserer Walks gestalten wir in Kooperation mit Partnerunternehmen und -organisationen. Dann wählen wir das Thema mit dem Partner gemeinsam aus. Besonders wichtig ist natürlich immer die fotografische Komponente: Es muss genügend ansprechende Motive für unsere Instagrammer geben.
Expertentipps aus der Praxis: So organisieren Sie einen Fotowalk
Profitieren Sie von der Erfahrung unserer deutschen und österreichischen Fotowalk-Experten und nutzen Sie deren Praxistipps für die Umsetzung Ihrer Walks.
- Visuell attraktiv: Wählen Sie einen Ort oder ein Thema aus, das für das fotografische Auge interessant ist. Behalten Sie dabei die Zielgruppe im Blick: welche Themen und Motive könnten ihnen gefallen?
- Live-Check: Besichtigen Sie vorab die ausgewählte Location, um besser abschätzen zu können, wie viel es zu sehen gibt, wie viel Zeit benötigt wird und für wie viele Teilnehmer diese geeignet ist.
- Nicht zu viel, nicht zu wenig: Ergänzen Sie den Fotowalk nach Bedarf um ein Zusatzthema oder einen zusätzlichen Hotspot, wenn ein Ort oder Thema allein zu wenig ist.
- Sicherheitscheck: Prüfen Sie die Gefährdungslage, vor allem bei den sognannten Lost Places.
- Teilnehmerzahl: Fotografieren braucht Platz – es macht keinen Spaß, wenn die Gruppe zu groß ist und sich die Fotografen gegenseitig im Bild stehen. Legen Sie gegebenenfalls eine begrenzte Teilnehmerzahl fest.
- Bekanntmachung: Sobald Ort, Thema und Zeit Ihres Fotowalks geklärt sind, sollten Sie alle Kanäle nutzen, um darauf aufmerksam zu machen. Machen Sie mögliche Teilnehmer neugierig und geben Sie bereits vorab einen Einblick in den Ablauf – dann wissen die Interessenten, wie viel Zeit eingeplant werden sollte.
- Anmeldungen: Für einen besseren Überblick – unabhängig von einer Begrenzung der Teilnehmer – und eine bessere Kommunikation sollten sie den Fotowalk so organisieren, dass sich die Teilnehmer vorab anmelden oder bewerben müssen. Legen Sie dafür idealerweise eine entsprechende Mailadresse in Ihrem System an, etwa fotowalk@unternehmen.de , über die die Anmeldungen gesammelt werden.
- Teilnehmer richtig auswählen: Wenn Ihr Fotowalk auf möglichst viele schöne Veröffentlichungen abzielt, sollten Sie zumindest einen Teil der Teilnehmer bewusst auswählen. Schauen Sie sich die Kanäle der Bewerber genauer an und wählen Sie die aus, die zu Ihnen und Ihrem Unternehmen passen. Achten Sie auf die Aktivität, Follwerzahlen und Reichweite. Um bei regelmäßigen Walks mehr Abwechslung reinzubringen, können Sie die eine Hälfte der Teilnehmer bewusst auswählen und die andere unter den Anmeldungen auslosen.
- Informieren und kommunizieren: Der Tag des Fotowalks rückt näher. Informieren Sie die Teilnehmer rechtzeitig über den genauen Ablauf, Treffpunkt und mögliche Sicherheitshinweise. Geben Sie Ihre Kontaktdaten inklusive Handynummer an, um am Eventtag selbst auch für Fragen, Absagen oder Verspätungen erreichbar zu sein.
- Für besseres Kennenlernen: Erleichtern Sie den Teilnehmern das Kennenlernen untereinander und bereiten Sie Namenschilder vor.
- Hashtags als Erkennungszeichen: Damit die Bilder Ihres Fotowalks im Netz gefunden werden und mit Ihrem Unternehmen in Verbindung gebracht werden können, sollten Sie sich anhand Ihres Themas und Ihres Unternehmens einen oder mehrere spezifische Hashtags überlegen. Teilen Sie diese unbedingt mit den Teilnehmern und schreiben Sie diese beispielsweise in die Einladungsmail oder teilen Sie sie mit den Namensschildern aus.
- Versicherungshinweise: Formulieren Sie bei Bedarf einen entsprechenden Versicherungshinweis „Auf eigene Gefahr“ und lassen Sie die Teilnehmer ein entsprechendes Formular unterzeichnen.
- „… und Action!“: Wenn alles Organisatorische geklärt ist, gilt es, den Fotografen genug Zeit und Raum zum Fotografieren zu lassen. Verzichten Sie auf große Reden und Vorträge. Aber zeigen Sie den Teilnehmern unbedingt die Highlights Ihrer Location.
- Nach dem Walk ist vor dem Walk: Beenden Sie den Walk nicht ohne ein Gruppenfoto, das Sie auf Ihrem Kanal posten und damit weiter die Werbetrommel für Ihr Unternehmen und Ihre Aktion rühren.
Wir haben alle nötigen Informationen auch noch einmal in einer praktischen Checkliste für Sie zusammengefasst:
Absolutes No-Go für einen Fotowalk
Die Fotografen brauchen Zeit für schöne Fotos, daher sollten Sie ihnen diese bei einem Walk auch einräumen. Ein Fotowalk ist übrigens keine kostenlose Fotomaschine für Ihr Unternehmen. Lösen Sie sich von der Vorstellung, dass Sie die Bildergebnisse eines Fotowalks kostenfrei für Ihre Werbung in Broschüren oder Ihrer Website einsetzen können. Ob und wie die Bilder genutzt werden können, liegt beim Urheber also dem Fotografen selbst. Gegen einen Repost auf Instagram und Co. mit einem Hinweis auf den Fotografen spricht aber nichts. Im Gegenteil, in diesem Fall machen Sie auch auf die Künste des Fotografen aufmerksam.
Weitere Informationen zu Bildrechten und dem Teilen von Bildern auf Facebook und Co. finden Sie in unserem Artikel „Wie Sie Urheberrechte bei Facebook & Co. wahren“.
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